Wenn wie in großen Teilen der USA über Weihnachten ein eisiger Sturm tagelang für Temperaturen weit unterhalb des Gefrierpunkts sorgt, bleibt man am besten zuhause. Man kann die extreme Kälte allerdings auch für interessante Elektroauto-Experimente nutzen, wie der YouTube-Kanal Out of Spec Reviews anschließend zeigte: Ein vorher lange draußen abgestelltes Tesla Model 3 brauchte 45 Minuten am Supercharger, bis es überhaupt zu laden begann. Ein neuer Nissan Leaf ließ sich nicht so lange Zeit, lud aber nur sehr langsam, und ein älterer ließ sich gar nicht mehr dazu bewegen.
Verzögertes Tesla-Laden mit 20 Kilowatt
Für den Extrem-Test stellte der YouTuber die drei Elektroautos zwei Tage lang ab und bewegte sie dann jeweils nur wenige Meter bis zu einem Gleichstrom-Lader. Bei dem Tesla verriegelte an der ersten Supercharger-Säule der Stecker nicht, bei der zweiten aber klappte die Verbindung. Zu dieser Zeit zeigte das Thermometer im Model 3 minus 23 Grad Celsius an, laut dem Moderator gaben Wetter-Dienste für seinen Standort im US-Bundesstaat Colorado sogar -25,5 Grad an. Und während er und eine Begleiterin sich dann meist in einem elektrischen Rivian-Pickup warm halten, beobachten sie, wie sich bei der Tesla-Batterie zunächst fast nicht tut.
Das Display des Model 3 zeigt zwar aktives Supercharging mit 5 Kilowatt an, doch die 0 Meilen pro Stunde an geladener neuer Energie daneben lassen erkennen, dass die komplette Leistung für das Vorheizen des Akkus draufgeht. Nach einer halben Stunde hat der Tesla 2 Kilowattstunden vom Supercharger bezogen, aber noch nichts davon zum eigentlichen Laden verwendet. Das beginnt erst nach etwa 45 Minuten, und zwar gleich mit etwa 20 Kilowatt. Gut 1 Stunde und 10 Minuten nach dem Einstecken ist der Akku-Stand von den anfänglichen 35 Prozent auf 70 Prozent gestiegen, und die Ladeleistung beträgt gut 50 Kilowatt. Bis zu den gewünschten 90 Prozent dauert es dann noch einmal rund 15 Minuten.
Insgesamt stand der YouTuber mit seinem Model 3 also etwa 90 Minuten am Supercharger, bis der Akku wieder gefüllt war. Er weist aber darauf hin, dass man seinen Test keineswegs so verstehen solle, dass ein Tesla bei extremer Kälte stets extrem langsam lädt: Ein Szenario wie seines, bei dem das Elektroauto vor dem Laden zwei Tage lang praktisch tiefgekühlt wird, gebe es in der realen Welt so gut wie nie. Bei der Anfahrt an einen Supercharger nach Navigation wird der Akku automatisch vorgewärmt, wie auch einem Tesla-Hinweis nach dem Laden zu entnehmen ist. Wer allerdings nah an einem Supercharger wohnt und im Freien parkt, für den kann der Frost-Effekt laut dem YouTuber leider doch Relevanz haben.
Gemischte Ergebnis mit Nissan-Elektroautos
Das Ergebnis des gleichen Tests mit zwei Exemplaren des Nissan-Elektroautos Leaf fiel gemischt aus. Der massive Chademo-Stecker ließ sich mit Mühe in den Ladeport des neueren der beiden stecken, wie ein weiteres Video von Out of Spec zeigt. Zu seiner Überraschung begann laut der Nissan-Anzeige auch gleich anschließend das Laden. Nach einer Stunde und laut Display der Säule 5,2 Kilowattstunden abgegebenem Strom hat sich die Akku-Anzeige des Leaf von 39 Prozent auf 55 Prozent erhöht. Alles zusammen kann kaum stimmen – und wie der YouTuber befürchtet, ging das Frost-Laden ohne Vorheizen möglicherweise auf Kosten der Batterie-Gesundheit.
Einen Nissan Leaf der ersten Generation wiederum musste er letztlich sogar mit dem Rivian vom Ladeplatz wegschleppen. Dieses Elektroauto hatte der YouTuber nach eigenen Angaben mit 83 Prozent Akku-Stand abgestellt, aber nach den zwei kalten Tagen draußen zeigte es nur noch 5 Meilen restliche Reichweite an. Um überhaupt bewegt werden zu können, brauchte es zudem erst eine 12-Volt-Spende des anderen Leaf. Anschließend ließ es sich zur Ladesäule fahren, die das Einstecken auch gleich mit „initiating charging“ quittiert. Dann allerdings folgt eine Timeout-Meldung, und anschließend verabschiedet sich das Leaf-System ganz. Also muss der Rivian ran, um den Platz vor der Säule zu räumen – den nächsten Ladeversuch mit dem frühen Elektroauto aus Japan wollte der YouTuber erst bei höheren Temperaturen starten.