Wer ein echtes Nutzfahrzeug oder ein Elektroauto mit Platz für mehr als fünf Erwachsene sucht, wird bei Tesla derzeit nicht fündig – zwar bietet das Model X auf Wunsch zwei Zusatzsitze, doch die haben wenig Platz, und allgemein eignen sich bisherige Teslas aufgrund ihrer stark aerodynamischen Form nicht für den Transport sperriger Güter. In diese Lücke stößt jetzt Opel, lange bevor der Tesla Cybertruck sie zumindest teilweise füllen kann: Den Van Vivaro des deutsch-französischen Herstellers soll es noch in diesem Jahr als Elektroauto geben, sowohl als Transporter in verschiedenen Längen als auch als Kombi mit bis zu neun Sitzplätzen.
Akku-Größen wie Tesla Model 3
Das teilte Opel an diesem Dienstag mit, nachdem die Elektroauto-Version des Vivaro schon Ende 2019 für dieses Jahr angekündigt wurde. Laut der Mitteilung wird der Vivaro-e ab Sommer zu bestellen sein und noch vor Jahresende ausgeliefert. Preise nannte Opel aber noch nicht; für den kommerziellen Vivaro beginnen sie bei knapp 30.000 Euro. Interessenten werden hoffen, dass der Elektro-Aufschlag nicht so hoch ausfällt wie beim Kleinwagen Corsa: Der kostet elektrisch fast doppelt so viel wie konventionell, was den Preis für den Vivaro-e über Tesla-Einstiegsniveau treiben würde.
Wahrscheinlich ist dies aber nicht, zumal Opel mit Reichweiten antritt, die zwar vorzeigbar sind, aber nicht an Tesla heranreichen: Den Elektro-Kastenwagen oder -Kombi soll es mit Akkus mit 50 und 75 Kilowattstunden Kapazität geben, was nur etwas weniger bei den zwei Batterie-Varianten des Tesla Model 3 ist. Wohl insbesondere die kantige Form aber sorgt dafür, dass der Vivaro-e mit einer Füllung nach WLTP nur 230 bzw. 330 Kilometer weiter kommen soll. Immerhin lässt er sich laut Opel relativ schnell mit bis zu 100 Kilowatt aufladen; bis 80 Prozent sollen beim größeren Akku 45 Minuten vergehen, beim kleineren eine halbe Stunde. Wechselstrom-Laden ist standardmäßig bis 7,4 Kilowatt einphasig möglich, gegen Aufpreis mit drei Phasen und 11 Kilowatt wie beim Tesla Model 3.
Neun Sitze im Elektroauto-Opel
Auch sonst nennt Opel viele Punkte, die seit Tesla zumindest bei modernen Elektroautos erwartet werden. So gibt es einen 7-Zoll-Touchscreen, und auch über eine App soll man auf den Vivaro-e zugreifen können, um den Ladestand nachzusehen oder die Klimaanlage zu programmieren. Das Problem der fehlenden eigenen Lade-Infrastruktur (das sich durch zunehmende Praxis-Erfahrungen mit Nicht-Teslas zunehmend als gravierend erweist) geht das Unternehmen ebenfalls mit App-Hilfe an: Der Free2Move-Service der französischen Muttergesellschaft PSA biete Zugang zu 140.000 Ladepunkten europaweit und mache dem Fahrer Vorschläge auf der Grundlage von Entfernung, Leistung und Preis.
Einen exakten Termin für den Bestell-Start gab Opel nicht an. Er solle im Sommer erfolgen und die ersten Auslieferungen vor Jahresende, hieß es dazu nur. Somit bleibt noch Zeit, sich mit den verschiedenen Varianten zu beschäftigen: Der Vivaro-e kommt laut Opel in drei Längen zwischen 4,60 Meter und 5,30 Metern. Die hinteren Schiebetüren sind elektrisch und können mit einer Fuß-Bewegung geöffnet werden, außerdem ist eine Anhänger-Kupplung mit 1000 Kilogramm Zuglast bestellbar. Zur Zahl der Passagiere macht Opel in der aktuellen Mitteilung keine Angaben, schreibt aber von einem „People-Carrier“ (also Personen-Transporter oder schlicht Bus), und beim konventionellen Vivaro Kombi werden bis zu neun Sitzplätze angegeben.