Elon Musk muss Twitter nicht unbedingt kaufen, um dort in den Trends zu stehen, aber ab Montagabend kam beides zusammen. Kurz vor Börsenschluss gab das Unternehmen bekannt, ein Kaufangebot des Tesla- und SpaceX-Chefs zu 54,20 Dollar anzunehmen, und Musk selbst wiederholte, was er dort alles verändern will. Seitdem wird die Entscheidung nach Berichten intern intensiv diskutiert und eben auch extern auf Twitter selbst. Dass das Konto von Bill Gates dort gesperrt wurde, war nur ein Scherz. Mindestens ein CEO eines Tesla-Konkurrenten löschte seines aber offenbar freiwillig, und der Amazon-Gründer Jeff Bezos warnte vor mehr Komplexität für Tesla in China.
Musk-Unruhe bei und auf Twitter
Es gehe ihm darum, dafür zu sorgen, dass eine wichtige Plattform wie Twitter tatsächlich der freien Meinungsäußerung diene, erklärte Musk vor der Zustimmung des Boards zu seinem Angebot, und hinterher wiederholte er das – nicht aber die Aussage, dass ihm die Wirtschaftlichkeit dieses Vorhabens vollkommen egal sei. Konkret will er außerdem neue Funktionen einführen und den Dienst transparenter machen. Das lässt sich der Tesla- und SpaceX-Chef bis zu 44 Milliarden Dollar kosten, von denen bislang der größte Teil aus seinem eigenen Vermögen in Form von Anteilen an diesen beiden Unternehmen stammt.
Innerhalb von Twitter selbst soll die Zustimmung zu Beunruhigung geführt haben. Mit Entlassungen wird gerechnet, und als sein Kauf-Angebot noch unerwünscht war, ließ Musk darüber abstimmen, ob die Zentrale des Unternehmens zur Obdachlosen-Unterkunft gemacht werden soll, weil dort ohnehin nur selten jemand zum Arbeiten auftauche.
Elektroauto-CEO Fisker löscht Account
Die Twitter-Mitarbeiter dürften ihre Accounts behalten, den von Henrik Fisker aber gibt es jetzt nicht mehr. Der hat in der frühen Zeit Elektroautos für Tesla entworfen und versuchte es dann auf eigene Faust. Bald will er das elektrische SUV Fisker Ocean auf den Markt bringen, für das er schon in einer Papst-Version geworben hat. Die Audienz bei Franziskus im vergangenen Mai dokumentierte er auf Twitter, aber das hat sich jetzt erledigt: Man solle ihm für Updates ab jetzt auf Instagram folgen, schrieb er kurz nach der Entscheidung für das Musk-Angebot, und löschte dann offenbar sein Konto (s. Foto oben).
Er hoffe, dass selbst seine schlimmsten Kritiker bei Twitter bleiben, erklärte Musk am Montag, doch einer hat sich schon anders entschieden: @AaronGreenspan, der sich dort mit der Veröffentlichung von Dokumenten aus Prozessen bislang eifrig bemüht, negative Seiten von Tesla und seinem CEO publik zu machen, kündigte noch am selben Tag an, das einzustellen. Bei Fans von beidem kam das natürlich gut an. Die Frage, ob er auch seine besten Kritiker weiter auf Twitter wissen möchte, beantwortete Musk zunächst aber nicht.
Auch der Twitter-Account von Bill Gates existierte am Dienstag noch – aber die falsche Meldung, er sei gesperrt worden, wurde vielfach für bare Münze genommen. Denn erst am Wochenende hatte Musk einen SMS-Austausch als echt bestätigt, in dem der Microsoft-Gründer zugegeben haben soll, eine große Short-Position in Tesla-Aktien zu besitzen.
Bezos: Mehr Komplexität für Tesla in China
Ebenfalls am Dienstag noch auf Twitter zu finden war Jeff Bezos, über den sich Musk in der Vergangenheit ähnlich abfällig geäußert hat wie über Gates. Der Amazon-Gründer kommentierte den Verkauf sogar, indem er Überlegungen eines Journalisten zu der Bedeutung für Tesla zitierte: China sei 2021 der zweitwichtigste Markt für den Elektroauto-Hersteller gewesen und liefere ihm viele Akkus. Seit 2007, als Twitter in China verboten wurde, habe die Regierung des Landes fast keinerlei Einfluss auf den Dienst nehmen können, aber das habe sich jetzt möglicherweise geändert.
Bezos selbst ging nicht unbedingt davon aus, dass China über Musk eine Zensur auf Twitter durchsetzen kann oder will. Wahrscheinlicher sei, dass nur die Komplexität für Tesla in dem Land zunehme. Musk habe sich aber in der Vergangenheit als extrem gut darin erwiesen, mit solcher Komplexität zurechtzukommen, lobte er ein wenig zweischneidig.