Mitte Oktober findet eine nach der offiziellen Planung schnelle Verhandlung über den Rechtsstreit zwischen Tesla-Chef Elon Musk und dem Management des Kurznachrichten-Dienstes Twitter statt. Dabei soll letztlich die Frage geklärt werden, ob Musk sich an die verbindlich geschlossene Übernahme-Vereinbarung für Twitter halten muss, obwohl der Dienst nach seiner Darstellung falsche Angaben zu seinen Nutzer-Zahlen gemacht hat. Die Richterin hat für diese Verhandlung nur fünf Tage vorgesehen. Doch im Vorfeld decken sich beide Seiten mit umfangreichen Auskunftsersuchen ein. Der Tesla-Chef zum Beispiel verlangt jetzt auch Informationen von Jack Dorsey, einem alten Freund von ihm und Mitgründer von Twitter.
Dorsey wollte Tesla-Chef im Board
Insgesamt haben Musk und Twitter mehrere Dutzend Personen, Banken und Fonds offiziell dazu aufgefordert, Informationen in Zusammenhang mit dem Übernahme-Streit zur Verfügung zu stellen, berichtete am Montag die Nachrichten-Agentur Bloomberg. Die jüngste Vorladung für Dorsey ist dabei in mehrerer Hinsicht besonders interessant. Zum einen sind er und der Tesla-Chef laut Bloomberg seit Jahren befreundet. Zum anderen sprach sich der Mitgründer schon für die Twitter-Übernahme durch Musk aus, als das Management diesen Plan noch ablehnte.
Dorsey war bis Ende 2021 zum zweiten Mal der CEO von Twitter. Somit ist er für die Entscheidung verantwortlich, den Account des ehemaligen Präsidenten Donald Trump dauerhaft zu sperren. Das entspricht nicht den Musk-Vorstellungen für die Zukunft des Dienstes, auf dem er mehr Meinungsfreiheit zulassen will. Konkret hat der Tesla-Chef angekündigt, dass er Trump eine Twitter-Rückkehr ermöglichen würde, und sich allgemein für lediglich vorübergehende Sperrungen ausgesprochen.
Musk will Angaben zu Twitter-Vergütung
Ansonsten aber sind sich die beiden laut dem Bloomberg-Bericht einig darüber, dass die Software und Inhalte-Entscheidungen bei Twitter transparenter werden müssen. Nachdem Musk im März sein erster Twitter-Aktienpaket gekauft hatte, soll er dort zuerst Dorsey angerufen haben. Der Mitgründer habe den Tesla-Chef anschließend ermutigt, in das Board von Twitter einzutreten (das wurde kurz darauf angeboten, doch er lehnte ab). Nach der Einigung über die Übernahme für 44 Milliarden Dollar habe er intern begeistert über Musk gesprochen. Welche Strategie der Tesla-Chef mit der Vorladung für Dorsey verfolgt, ist laut Beobachtern nicht klar. Unter anderem will er von ihm offenbar Informationen darüber haben, wie sich die offiziellen Nutzer-Zahlen auf die Vergütung der Twitter-Führung auswirkten.