Bild: Jürs Lackiererei Lübeck
Zuerst amüsiert sich das YouTuber-Paar noch köstlich: Sie sitzen für einen anderen Beitrag in ihrem Tesla Model 3 an einer Supercharger-Station, als neben ihnen ein e-Golf einparkt. Sie sprechen dessen Fahrer an und erklären, dass die Stationen dort nur für Teslas gedacht sind und funktionieren. Der aber weist darauf hin, dass an einem Teil der Stationen „nur für Tesla“ stehe, an den anderen dagegen „frei für Elektrofahrzeuge“. Die YouTuber lassen ihn gewähren, wohl in der Annahme, dass der Lade-Versuch scheitern wird. Aber zumindest CCS-Stecker und -Buchse an Kabel und e-Golf passen zusammen – und tatsächlich bekommt das fremde Elektroauto dort Strom, und zwar sogar kostenlos.
Mit neuem e-Golf zur Tesla-Station
Wie sich herausstellt, hat der Fremd-Lader seinen e-Golf gerade erst bekommen und ging einfach davon aus, ihn auch bei Tesla aufladen zu können. Verwirrt filmt der YouTuber den Lade-Vorgang – die Leuchte an der Buchse leuchtet grün, auch im Cockpit wird aktives Laden angezeigt. Die Frau des Golf-Fahrers weist außerdem erfreut darauf hin, dass all das ohne Kreditkarte oder Kontodaten funktioniere. In einem YouTube-Video ist das Geschehen von diesem Donnerstagabend am Tesla-Supercharger Braak in Norddeutschland dokumentiert.
Und offenbar kommt dergleichen öfter vor. In den Kommentaren zu dem Video wurde erwähnt, dass Laden bei Tesla auch mit dem verbreiteten Elektroauto Renault Zoe funktioniere. Ein Leser von teslamag.de berichtete außerdem, am Freitagabend am selben Supercharger einen Hyundai Kona Elektro beim erfolgreichen Laden beobachtet zu haben. Das habe an zwei verschiedenen Säulen funktioniert.
Einfach zur Lade-Station fahren, das Kabel einstecken und Strom bekommen – diese Erfahrung ist an schnellen CCS-Säulen bislang eigentlich Tesla-Fahrern vorbehalten, während andere sich mit Karten, Apps oder Chips erst authentifizieren müssen. Das soll sich unter anderem bei Ionity ändern, aber bislang beherrschten nur Teslas die direkte Kommunikation mit den Lade-Säulen. Beim Einstecken tauschen Elektroauto und Säule Daten aus, wenn alles passt, wird der Strom-Fluss freigeschaltet, die Menge erfasst und hinterher berechnet.
Wohl Fehler bei Teslas neuer V3-Station
In manchen Kommentaren zu dem Golf-Video wurde schon die Hoffnung geäußert, Tesla habe seine Supercharger für andere Elektroautos geöffnet, was CEO Elon Musk grundsätzlich für denkbar erklärt hat. Eher aber scheint in Braak etwas nicht richtig zu funktionieren. Die YouTuber testeten, ob dort vielleicht auch ihr Tesla Model 3 Strom ohne Abrechnung bekommt, doch schon die erste Kilowattstunde wurde auf dem Display mit Preis angezeigt. Mit etwas Amtshilfe des bekannteren YouTubers Ove Kröger kamen sie auf eine vorläufige Erklärung: Der e-Golf lud an einem der neuen V3-Supercharger von Tesla; bei diesen erfolge die Kommunikation mit Elektroautos über ein anderes Protokoll, und das sei wohl noch nicht richtig umgesetzt.
Inzwischen hat Tesla auch in Europa begonnen, vermehrt alte Supercharger auf V3 umzurüsten oder neue Stationen damit aufzustellen – zuletzt am ersten städtischen Standort Deutschlands in Berlin. Noch zwei deutsche V3-Stationen gibt es aktiv derzeit in Wismar und Hermsdorf, weitere werden vorbereitet. Meldungen über kostenlose Lade-Vorgänge mit fremden Elektroautos gab es bislang aber offenbar nur aus Braak. Aber das Video der überraschten YouTuber dürfte dafür sorgen, dass bald zumindest mehr über Versuche an den anderen V3-Standorten von Tesla zu erfahren ist. Aktualisierung: Ein Leser im Forum von teslamag.de berichtet, dass auch am Supercharger in Hermsdorf schon ein e-Golf und ein Hyundai Ioniq erfolgreich geladen hätten.
Aktualisierung: Im Verlauf des Samstags stellte sich heraus, dass so ziemlich jedes Elektroauto an V3-Superchargern von Tesla kostenlos laden konnte. Ebenfalls wurde aber berichtet, dass der Grund dafür keine neue Strategie von Tesla sein soll, sondern schlicht ein Versehen. Und am Sonntagnachmittag meldeten Elektroauto-Fahrer, dass es mit der kostenlosen Supercharging für alle schon wieder vorbei sei, was inoffiziell auch aus Tesla-nahen Kreisen bestätigt wurde.