Die neu entdeckte Möglichkeit zum kostenlosen Laden bei Tesla sprach sich schnell herum: Am Samstag berichtete teslamag.de über überraschte Tesla-Fahrer, die beobachteten, wie ein neuer Besitzer an einem der neuen V3-Supercharger seinen e-Golf laden wollte – und dabei Erfolg hatte. Ein Leser schrieb von einem weiteren Lade-Vorgang eines Hyundai-Elektroautos an der Station in Braak bei Hamburg, im Forum wurde das Gleiche vom Tesla-Standort im ostdeutschen Hermsdorf gemeldet. Und dann zapfte die Elektroauto-Vermietung nextmove ihr Netzwerk an und konnte vermelden: Sogar ein Porsche Taycan mit 800 Volt hat bei Tesla in Hermsdorf V3-geladen, wie alle anderen außer offenbar die Elektroautos von Tesla selbst kostenlos.
Aktualisierung: Das kostenlose Laden bei Tesla für fast alle Elektroautos war offenbar nur ein kurzes Vergnügen: Am Sonntagnachmittag wurde auf Twitter gemeldet, dass es nicht mehr funktioniere. Auch Tesla-nahe Kreise bestätigten gegenüber teslamag.de, dass die V3-Supercharger jetzt nicht mehr frei verwendet werden können.
Kostenloser Tesla-Strom am Supercharger
Spendiert Tesla also, um seine in Deutschland wegen der lokalen Gigafactory ohnehin wachsende Bekanntheit weiter zu steigern, Gratis-Strom für alle außer eigene Kunden an seinen Superchargern der neuen V3-Generation? Diese ist nur noch mit Steckern nach dem Standard CCS ausgestattet, auf den Tesla in Europa mit dem Model 3 umgestiegen ist. Auch die meisten anderen modernen Elektroautos haben Lade-Buchsen dafür.
Und tatsächlich zeigt nextmove in einem Video von diesem Samstag Elektroauto nach Elektroauto von anderen Herstellern als Tesla, die am V3-Supercharger in Hermsdorf ohne jedes Aufhebens laden konnten: Wie sonst dort nur Tesla-Besitzer fahren sie vor und steckten das CCS-Kabel ein, und schon fließt der Strom. Darunter waren unter anderem Renault Zoe, verschiedene Hyundais, mehrmals der neue VW ID.3 und ein Opel Corsa-e.
Selbst mit einem Porsche Taycan funktionierte das kostenlose Laden bei Tesla. Mit seiner Akku-Spannung von 800 Volt kann der E-Sportwagen zum Beispiel an Säulen von Ionity mit bis zu 270 Kilowatt laden. Teslas V3-Charger sollen laut Typen-Schild sogar 1000 Volt liefern können, also mehr als genug für die volle Porsche-Ladung. Beim Versuch in Hermsdorf nahm der herbeigerufene Taycan aber nur 125 Kilowatt. Laut nextmove könnte das allerdings auch daran liegen, dass die Tesla-Station selbst noch nicht mit der höheren Spannung versorgt ist.
Tesla-Technik funktioniert bei allen
Beeindruckt zeigt sich der Moderator dagegen von der Tatsache, dass es offenbar mit keinem CCS-fähigen Elektroauto irgendwelche Probleme gab. Er selbst habe bei Lade-Versuchen an solchen Säulen von anderen Betreibern schon häufig Schwierigkeiten gehabt, erklärt er. Auch ein Test von teslamag.de mit einem Model X am damals neuen Lade-Park von Porsche in Leipzig scheiterte, was von einem Mitarbeiter mit einer unsauberen Umsetzung des CCS-Protokolls bei Tesla erklärt wurde. Aber bei den Tests in Hermsdorf war es sogar möglich, mit dem Knopf zur Entriegelung oben auf dem CCS-Stecker das Laden fremder Elektroautos zu beenden.
Die Tesla-Technik funktionierte also komplett problemlos – aber damit war noch nicht geklärt, was es mit der Supercharger-Freigabe auf sich hat. Weder nextmove noch teslamag.de bekamen auf offizielle Anfragen bei Tesla am Samstag eine Antwort. Die Vermieter berichteten aber unter Berufung auf einen Insider, dass Tesla all das nicht geplant habe. Die Rede war von einem Software-Bug: Tesla habe schlicht nicht an die Möglichkeit gedacht, dass Besitzer fremder Elektroautos ihr Glück an CCS versuchen könnten. Das könnte auch erklären, warum bei Tesla-Fahrern trotz des kostenlosen Stroms für andere der Kilowattstunden- und Kosten-Zähler hochlief, sodass sie wohl nicht von der Lücke profitieren. Bis sie geschlossen ist, könnte es an den bislang wenigen deutschen V3-Stationen von Tesla jedenfalls ziemlich voll werden.