Nachdem Tesla nach einem kurzen Versuch in Kalifornien beschloss, die Akkus seiner Elektroautos für frische Energie nicht auszuwechseln, sondern an seinen Superchargern schnell aufzuladen, schien die Idee mit dem Akku-Tausch schon erledigt. In China allerdings begann später allerdings das Startup Nio, trotz der Tesla-Entscheidung ein Netz von Wechsel-Stationen für seine Elektroautos aufzubauen, und hat das auch in Europa vor. Und ein großes Auto-Unternehmen aus demselben Land hat das Tausch-Konzept jetzt auf schwere Nutzfahrzeuge übertragen.
Kran hebt tonnenschwere Batterie-Einheit
Die chinesische Zhejiang Geely Holding Group begann erst 2014 mit der Produktion von Autos unter eigener Marke, anders als spätere Startups in dem Land mit konventionellen. Inzwischen aber gehören zu ihr auch die reinen Elektroauto-Marken Lynk & Co und Zeekr. Außerdem hat Geely 2010 Volvo Cars übernommen und zusammen mit dieser Tochter Polestar gegründet. Und der chinesische Konzern hält einen großen Anteil an der deutschen Daimler AG, mit deren Tochter Mercedes er ein Joint-Ventures für Elektroautos unter der Marke Smart gegründet hat.
Geely ist also breit aufgestellt, und zum Pkw-Geschäft kommt das mit sauberen Nutzfahrzeugen hinzu. Ende 2021 präsentierte seine Marke Farizon den Sattelschlepper Homtruck mit besonders guter Aerodynamik, vielen Sensoren sowie Platz zum Wohnen und Schlafen für die Fahrer. Wie der Tesla Semi soll er so ähnlich tatsächlich produziert werden, es gibt aber noch keinen festen Termin dafür. Und parallel dazu ist Geely dabei, Wechsel-Stationen für die Akkus dieses und anderer Nutzfahrzeuge aufzubauen.
Das gab das Unternehmen vergangene Woche bekannt und nutzte dafür das Beispiel eines elektrischen Beton-Mischers. Dessen Batterie habe eine Kapazität von 280 Kilowattstunden, was für rund 190 Kilometer Reichweite genüge. Das Gewicht des Energie-Speichers wird mit 3,2 Tonnen angegeben. Innerhalb von fünf Minuten lässt er sich laut Geely durch einen voll geladenen ersetzen. Anders als bei Elektroautos wird dabei nicht das Fahrzeug angehoben, sondern nur die Akku-Einheit, die sich hinter der Kabine befindet, mit einem Kran herausgehoben. Dann wird eine neue eingesetzt, und der Mischer hat wieder Energie.
Wechsel-Akku auch für den Tesla Semi?
Nach Angaben von Geely sind die Lastwagen-Stationen dafür relativ klein und modular aufgebaut, sodass sie schnell aufgebaut werden können. Konkrete Pläne dafür in China oder im Ausland gab das Unternehmen jetzt nicht bekannt. Schon im Mai 2021 informierte es aber über einen Wechsel-Service für Elektro-Pkw in der Heimat. Zu diesem Zeitpunkt konnte er nur von Fahrern seiner Mitfahr-Tochter CaoCao genutzt werden, doch Geely sah großes Potenzial auch für private Elektroautos. Mit seinen Marken Polestar und Volvo könnten Wechsel-Stationen also auch nach Europa kommen. Vielleicht denkt dann auch Tesla noch einmal neu nach, auch wenn das Unternehmen als Vorbereitung für seinen Semi derzeit nur noch schnellere Megacharger zum Nachladen ohne Tausch vorbereitet.