An diesem Donnerstag um 23.30 Uhr deutscher Zeit (korrigiert) soll die diesjährige Hauptversammlung der Tesla-Aktionäre beginnen – in der neuen Gigafactory im US-Bundesstaat Texas, aber ausschließlich in virtueller Form mit Abstimmungen über das Internet. Welche Fragen die Aktionäre bewegen, konnte man schon im Vorfeld auf einer Plattform dafür sehen, und Tesla hat sich zur Gewohnheit gemacht, auf die beliebtesten davon zu antworten. Spekuliert wurde außerdem über einen Start-Schuss für das Model Y aus der neuen Fabrik, neue Infos zum Cybertruck und eine Verlegung des Firmensitzes.
Aktualisierung: Pünktlich um 23.30 Uhr deutscher Zeit hat die Hauptversammlung begonnen, eröffnet vom IR-Chef Martin Viecha, bevor zunächst die Board-Chefin Robyn Denholm das Wort übernahm. Anschließend moderierte Viecha einige Anleger-Anträge. Später sprach CEO Elon Musk. Er kündigte eine Verlegung des Tesla-Sitzes nach Texas an und erhöhte die mittelfristige Wachstumsprognose auf mehr als 50 Prozent.
Tesla-Umzug und Start von Model Y?
Spekulationen über einen Tesla-Umzug von Kalifornien nach Texas gibt es schon länger, unter anderem weil CEO Elon Musk selbst jetzt (meistens) dort wohnt. Zudem verschickte das Unternehmen seine jüngsten beiden Pressemitteilungen nicht mehr mit der Ortsmarke Palo Alto, sondern aus Austin, Texas. Dass jetzt auch die Hauptversammlung dort stattfindet, könnte ein weiterer Hinweis sein.
Vielleicht aber will Tesla auch nur vor Ort, wenn auch nur per Video zu verfolgen, den Start des Model Y aus der Gigafactory in Texas bekanntgeben oder sogar zeigen. Das jedenfalls erwarteten ebenfalls viele Beobachter, nachdem zuvor schon Fotos aufgetaucht waren, die das erste komplett dort gebaute Model Y zeigen sollen. Darüber hinaus ist in Austin auch die Produktion des Tesla Cybertruck geplant, der vor kurzem auf frühestens 2022 verschoben wurde. Wenigstens einen aktualisierten Prototypen könnte es in der Hauptversammlung zu sehen geben, hofften manche. Die Countdown für die freie Übertragung der Veranstaltung auf YouTube hat jedenfalls bereits begonnen.
Auf den elektrischen Stahl-Pickup, mit dem Musk die Texas-Fabrik vor kurzem schon besuchte (s. Foto oben), bezieht sich auch eine der Anleger-Fragen, die vorab bei der Plattform Say eingereicht wurden und mit am meisten Unterstützung fanden: „Gibt es irgendwelche Aussagen darüber, wann die Produktion des Cybertruck beginnt und mit welcher Rate sich der Hochlauf vollzieht?“, fragte ein anonymer Privatanleger, dem sich bis Mittwochmittag 3500 Personen mit zusammen gut 500.000 Tesla-Aktien anschlossen. Mehr Aktien-Unterstützung bekam nur die Frage, ob Tesla angesichts des zuletzt wieder deutlich gestiegenen Kurses erneut einen Akien-Split plane.
Beratungsfirma gegen Musk-Bruder
Die drittmeisten Aktien vereinte die Frage auf sich, ob es dieses Jahr schon eine Produktion der von Tesla entwickelten Batterie-Zellen im 4680-Format geben wird und was diese Pläne verzögere, wenn es nicht dazu kommt. Das für die Tesla-Zukunft ebenfalls wichtige Thema des autonomen Fahrens kam dagegen erst an achter Stelle: Eine weitere anonyme Privatperson will wissen, ob die Version 10.2 der als FSD bezeichneten Beta-Software dafür wie von Musk angekündigt am Tag nach der Hauptversammlung kommt.
Abgesehen von solchen Produkt-Fragen und vielleicht auch -Antworten wird die Tesla-Hauptversammlung 2021 Entscheidungen über die Board-Zusammensetzung bringen. Nach 14 Jahren scheidet Antonio Gracias aus dem Gremium aus und bekommt wohl keinen Nachfolger. Tesla selbst hat außerdem vorgeschlagen, James Murdoch und Musks Bruder Kimbal wieder in das Board zu wählen. Eine Beratungsfirma für institutionelle Anleger rät davon ab, doch schon bei der Hauptversammlung 2020, für die sie die Ablösung der Board-Chefin Robyn Denholm gefordert hatte, hörten nicht genügend auf sie.