Die Wahl oder Wiederwahl des Managements bei der Hauptversammlung von börsennotierten Unternehmen ist meist mehr oder weniger Formsache – wenn große Aktionäre etwas dagegen haben, lässt sich das im Vorfeld diskreter regeln als mit einer öffentlichen Kampf-Abstimmung. Aber das klappt nicht immer, wie jetzt das Beispiel von Tesla zeigt: Zwei wichtige Berater-Firmen für institutionelle Anleger raten dazu, beim nächsten Treffen der Tesla-Aktionäre gegen die Wiederwahl der Board-Vorsitzenden Robyn Denholm zu stimmen, die diesen Posten erst seit Ende 2018 innehat.
Kritik an Arbeit von Teslas Board
Das berichtet jetzt die Nachrichtenagentur Reuters, die dazu aus den Begründungen der so genannten Proxy Advisor Institutional Shareholder Services (ISS) und Glass Lewis zitiert. Demnach haben die beiden Firmen unterschiedliche Bedenken gegenüber Teslas Board-Chefin.
ISS kritisiert laut Reuters, dass die Vergütung von Board-Mitgliedern bei Tesla seit Jahren ohne gute Begründung hoch sei; in Denholms Amtszeit habe zudem die Anzahl der Tesla-Aktien steil zugenommen, die Führungskräften des Unternehmens fest zugesagt sei. Dies stelle die Fähigkeit von Teslas Audit-Ausschuss zu effektivem Risikomanagement in Frage.
Die Beratungsfirma Glass Lewis wiederum stört sich laut dem Reuters-Bericht an der Tatsache, dass CEO Elon Musk persönlich die Versicherung von Board-Mitgliedern gegen Zahlungsrisiken durch Management-Fehler übernommen habe; solche „D&O“-Versicherungen schließen fast alle Unternehmen für ihr Top-Management ab. Musk soll das zu teuer gewesen, weshalb er die Absicherung aus eigener Kasse übernahm. Dadurch spart Tesla Geld. Aber Glass Lewis kritisiert, dass Board-Mitglieder zugleich finanziell abhängig von dem CEO werden, den sie kontrollieren sollen.
Tesla appoints a super competent female Chairwoman of the Board. Tesla has never done better. Elon has been stellar. But the white men at Glass Lewis want her out. I say NO! Vote for Robin! #tesla $tsla
— Ross Gerber (@GerberKawasaki) June 18, 2020
Wie viele Tesla-Aktien die beiden Proxy Advisors vertreten, lässt sich dem Bericht nicht entnehmen. Einhellig ist die ablehnende Haltung gegenüber Denholm aber selbst unter Großaktionären nicht. Tesla sei es nie besser gegangen als heute, und die aktuelle Vorsitzende sei „super-kompetent“, schrieb zum Beispiel auf Twitter Ross Gerber von der Anlagefirma Gerber Kawasaki, die seit langem Tesla-Aktien hält und sich auch schon kritisch über CEO Musk geäußert hat. „Stimmt für Robyn!“, lautete deshalb Gerbers alternative Empfehlung für Tesla-Aktionäre bei der Hauptversammlung am 7. Juli.