So wie Ende 2022 hätte es weitergehen müssen: Im Dezember wurden in Deutschland erstmals mehr als 100.000 Elektroautos neu zugelassen, was ihren Anteil am Gesamtmarkt auf rund ein Drittel steigen ließ und die Ampel-Regierung ihrem Ziel näher brachte, bis Ende des Jahrzehnts 15 Millionen davon auf den Straßen zu haben. Im neuen Jahr allerdings sank der Umweltbonus und mit ihm die Zahl der Elektroauto-Neuzulassungen. Immerhin für den Rest von 2023 dürfte er jetzt noch ausreichen, denn das Bundeswirtschaftsministerium hat den Etat dafür aufgestockt. Danach aber soll wirklich Schluss sein mit direkten deutschen Elektroauto-Subventionen.
Geld für 90.000 weitere Elektroautos
Statt bis zu 6000 Euro kann man seit diesem Jahr nur noch maximal 4500 Euro staatlichen Umweltbonus bekommen, und im Januar schlug sich das kräftig auf die deutschen Elektroauto-Neuzulassungen nieder. Ihre Zahl sank auf gut 18.000 Stück, weniger als ein Jahr zuvor – und wurde noch durch die Tatsache gestützt, dass sich die Tesla-Verkäufe verzehnfachten, weil das Unternehmen den höheren Bonus auf eigene Rechnung verlängert hatte. Wesentlich besser wurde die Lage auch bis Juni nicht – nach sechs Monaten machten die Elektroauto-Neuzulassungen weniger als 50 Prozent der Gesamtzahl von 2022 aus.
In dem Vergleichswert ist der Rekord-Dezember enthalten, und auch in diesem Jahr könnte es noch einen Endspurt geben – Anfang 2024 soll die direkte Käufer-Bezuschussung ein weiteres Mal sinken, dann auf 3000 Euro vom Staat. Tatsächlich hätte sie sogar vorzeitig enden können, denn die Ampel-Koalition hatte für 2023 nur 2,1 Milliarden Euro Umweltbonus-Budget vorgesehen, von denen Anfang Juli nur noch rund 400 Millionen Euro übrig waren. Zumindest diese Gefahr scheint aber jetzt gebannt: Laut einem Bericht des Tagesspiegel stockt das Wirtschaftsministerium die Mittel um zunächst 400 Millionen Euro auf.
Wenn alle die volle Förderung von 4500 Euro bekommen, würde das für zusätzliche knapp 90.000 subventionierte Elektroautos in diesem Jahr reichen, zusammen mit dem vorherigen Rest-Etat also für ungefähr doppelt so viele. Zudem will das Ministerium für 2023 wenn nötig offenbar weiteres Geld bereitstellen, denn die Angabe von 400 Millionen Euro erfolgte laut Tagesspiegel mit dem Zusatz „mindestens“. Allerdings ist fraglich, ob überhaupt mehr gebraucht wird, denn schon diesen September endet der Umweltbonus für gewerbliche Elektroauto-Käufer, die einen großen Teil des deutschen Marktes ausmachen.
Umweltbonus-Verlängerung nicht geplant
Und an dieser Regelung sowie dem kompletten Umweltbonus-Ende nach 2024 will die Ampel-Regierung offenbar festhalten, obwohl deutsche Hersteller wie insbesondere Volkswagen bereits jetzt erhebliche Nachfrage-Probleme haben sollen und selbst die deutschen Neuzulassungen von Tesla im zweiten Quartal auf das Niveau von Anfang 2022 zurückfielen. Forderungen nach einer Verlängerung über 2024 hinaus und einem Verzicht auf die Senkung werden bereits laut. Wie das Handelsblatt berichtet, zeigen sich führende Ampel-Politiker aber nicht offen dafür.
Laut dem Bericht sagten verkehrspolitische Sprecher von FDP wie Grünen sinngemäß, dass die Hersteller Elektroautos selbst bezahlbar machen sollen, statt neue Unterstützung vom Staat zu fördern. Eine Sprecherin für die SPD erklärte, das 15-Millionen-Ziel gelte weiter, setzte zur Unterstützung des Elektroauto-Verkaufs aber auf bessere Ladeinfrastruktur. Die deutsche Regierung scheint also derzeit anders als die der USA der Meinung zu sein, bei der direkten Käufer-Förderung für Elektroautos bald genug getan zu haben.