Die Welt der Elektromobilität ist um einen Weltrekord reicher: Zusammen mit dem Kunden DPD und dem Reifen-Lieferanten Continental hatte sich die Schweizer Marke Futuricum vorgenommen, mit einem ihrer Elektro-Lastwagen mindestens 1000 Kilometer ohne Nachladen zurückzulegen. Letztlich wurden sogar 1099 Kilometer daraus, wie die Beteiligten am Dienstag mitteilten – das soll einen Eintrag in das bekannte Guiness-Buch der Rekorde bedeuten.
Rekord-Reichweite mit Rekord-Akku
Futuricum ist eine Marke des Schweizer Unternehmens Designwerk und hatte zuvor schon mit den Spezifikationen des auf Batterie-Antrieb umgerüsteten Volvo-Lastwagens auf sich aufmerksam gemacht: Mit 680 Kilowattstunden Kapazität soll sein Akku der größte in einem Lkw in Europa sein. Bestellt wurde der erste E-Laster dieser Art, genannt Futuricum 18E, im vergangenen Sommer von DPD Schweiz. Inzwischen ist er seit einem halben Jahr dort im Einsatz, teilte Designwerk jetzt mit, und genau dieses Fahrzeug sei auch für den Reichweiten-Rekord genutzt worden.
Auf der Teststrecke von Continental nahe Hannover konnte der elektrische Lastwagen ungestört seine Rekordversuch-Runden drehen. Zwei Fahrer wechselten sich nach jeweils 4,5 Stunden ab und legten insgesamt 392 Runden zurück. Die währenddessen herrschenden 14 Grad Außentemperatur werden von Designwerk als nicht ideal bezeichnet, außerdem habe es leichten Wind und Böen gegeben. Trotzdem wurde das Ziel von 1000 Kilometern mehr als erreicht: Nach knapp 23 Stunden und 1099 Kilometern gab sich das Team mit 2 Prozent Rest im Laster-Akku zufrieden, wie man in einem kurzen Video zusätzlich erfahren kann.
Mehr als 1000 Kilometer Reichweite mit einem heute käuflichen E-Lastwagen klingen beeindruckend, wurden allerdings ohne Beladung erzielt. Die gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h bezeichnet Designwerk als im alltäglichen Einsatz realistisch, entspricht aber nicht dem Tempo auf Autobahnen als der Anwendung mit den wohl höchsten Reichweite-Anforderungen. Im bescheidenerem Maßstab bewährt sich der 18E aber auch bei DPD in der Schweiz: Die täglich rund 300 Kilometer Strecke dort nimmt er laut der aktuellen Mitteilung ohne Probleme.
Tesla will noch viel mehr
Passend dazu erschien in dieser Woche eine Studie der Organisation Council on Clean Transportation, laut der beladene Elektro-Lastwagen mit heutiger Technologie etwa 600 Kilowattstunden Akku-Kapazität brauchen, um auf Autobahnen 328 Kilometer weit zu kommen. Bis 2030 sollen mit leichteren Akkus und Materialien, besserer Aerodynamik und Reifen sowie weiteren Fortschritten 444 Kilometer daraus werden (und mit größeren Akkus entsprechend mehr).
Tesla hat sich unterdessen schon früher deutlich mehr vorgenommen. Der Sattelschlepper Semi wurde 2017 mit bis zu 800 Kilometer beladener Reichweite vorgestellt. Als ungefähre Akku-Größe, vermutlich für die kleinere Semi-Version mit 480 Kilometern, nannte CEO Elon Musk in diesem Februar 500 Kilowattstunden. Allerdings wurde der Tesla bislang immer wieder verschoben, zuletzt auf 2022, während allmählich schon E-Lastwagen von Futuricum und anderen Herstellern auf den Markt kommen.