Die Deutsche Bank traut dem Volkswagen-Konzern bei Elektroautos mehr zu als das Unternehmen sich selbst: Schon in diesem Jahr könne VW „sehr nah an die Elektroauto-Verkäufe von Tesla“ kommen, heißt es laut Berichten in einer aktuellen Studie der Bank, denn von den 1 Million elektrifizierten Auto, die der Konzern für 2021 anstrebe, werde wohl die Mehrzahl rein elektrisch sein. Volkswagen selbst ist in dieser Hinsicht vorsichtiger, aber dennoch enthält die Studie einen interessanten Aspekt: Wenn VW pro verkauftem Elektroauto so hoch bewertet würde wie Tesla, würde das den Kurs der Aktien noch einmal drastisch steigen lassen.
VW-Kurs mit Tesla-Bewertung 400 Euro
Volkswagen-Chef Herbert Diess versucht bereits seit einiger Zeit, Anleger auf den konsequenten Tesla-Kurs des Konzerns mit Elektroautos, eigener Software und neuerdings auch weit reichenden Batterie-Ambitionen aufmerksam zu machen. Seit dem Power Day zu eigenen Akku-Plänen Mitte März scheint das zunehmend zu gelingen. Der VW-Aktie erging es in diesem Jahr schon vorher besser als der von Tesla, aber nach der Batterie-Show legte sie sprunghaft noch einmal rund 20 Prozent zu.
Der Börsenwert von VW stieg damit auf zuletzt rund 145 Milliarden Euro. Damit wurde der Autokonzern zum wertvollsten Unternehmen im deutschen Dax-Index vor SAP. Tesla ist trotz der massiven Kursverluste seit Ende Januar weiterhin etwa viermal so viel wert – doch laut der Deutschen Bank müsste das nicht so sein, berichtete am Montag unter anderem Marketwatch.
In einem „Blue Sky“-Szenario haben die Analysten berechnet, wie weit die VW-Aktie steigen könnte, wenn jedes verkaufte Elektroauto aus dem Konzern an der Börse so hoch bewertet würde wie bei Tesla oder dem China-Startup Nio. Dabei kommen sie auf 400 Euro pro Aktie allein für Fahrzeuge auf der MEB-Basis. Ganz so weit wollten die Banker in ihrer Studie aber nicht gehen und nannten stattdessen ein Kursziel von 270 Euro für Volkswagen – immerhin noch einmal knapp 20 Prozent Aufwärtspotenzial vom aktuellen Stand.
Volkswagen-Stammaktien gefragter
Diese Angaben beziehen sich auf die Vorzugsaktie, die im Fall von Volkswagen das liquidere Papier ist, weil sich die meisten Stammaktien im Besitz der Porsche Automobil Holding befinden. Dazu merkten die Analysten jetzt an, dass die Stammaktie zuletzt viel stärker gestiegen sei als die Vorzüge. Dahinter könnten weitere Käufe durch die Porsche-Holding stecken, aber auch durch aktivistische Anleger, erklärten sie laut Marketwatch. Vielleicht also haben seine Pläne nach Tesla-Vorbild den VW-Konzern so attraktiv gemacht, dass jemand einen Übernahme-Versuch starten möchte – oder zumindest das neue Geschäft mit Elektroautos in ein höher bewertetes Unternehmen auslagern will.