Nicht sehr viele Mitarbeitende bei Tesla haben einen aktiven Twitter-Account, was damit zusammenhängen könnte, dass nur einer für das Unternehmen ohne Presseabteilung sprechen soll oder darf, nämlich CEO Elon Musk persönlich. Mit Hiromichi Mizuno aber gibt es immerhin ein Board-Mitglied bei Tesla, das in dieser Hinsicht eine Ausnahme darstellt – der Japaner gehört seit April 2020 als unabhängige Verstärkung zu dem Gremium und ließ sich davon bislang nicht vom Twittern abhalten. Und so gab es sogar eine Reaktion von Tesla-Seite auf den neuen Auftritt des Chefs des deutschen Konkurrenten Volkswagen in dem gelegentlich zügellosen Sozialmedium: Mizuno zeigte sich vom ersten Tweet von Herbert Diess geradezu beeindruckt.
VW-Chef folgt auf Twitter nur intern
Der Volkswagen-Konzernchef, der ohnehin einen auffälligen Tesla-Kurs bezüglich Elektroautos, Software und Produktion verfolgt, hatte seinen Twitter-Einstieg Ende 2020 angekündigt und ließ in dieser Woche Taten in Form seiner ersten Worte dort folgen. Sie kamen von ihm selbst, nicht von einem PR-Team, wie er auf Nachfrage bestätigte. Trotzdem wirkten sie anders als beim Vorbild wohl kalkuliert – eine Mischung aus jovialem Ton, Lob für erfolgreiche Elektroautos von VW und Audi und einer kleinen Provokation gegenüber Tesla und damit der auf Twitter versammelte Musk-Gefolgschaft.
Dennoch war das deutlich lockerer (und wegen des Twitter-Formats notgedrungen kürzer) als das, was man zuvor von Diess auf LinkedIn lesen konnte. Rasch sammelte der VW-Konzernchef eine fünfstellige Zahl von Followern, und die Reaktionen auf seinen Auftakt-Tweet waren insgesamt deutlich positiver als das, was der Firmen-Account von BMW im Musk-Reich regelmäßig zu lesen bekommt. Andersherum folgte Diess selbst bis Freitagabend nur 33 Twitter-Profilen, fast alle von Töchtern oder Personal des eigenen Konzerns.
Oh boy. Is he really German?? https://t.co/M2HFmNbSpU
— HIRO MIZUNO (@hiromichimizuno) January 21, 2021
Das Tesla-Boardmitglied Mizuno wiederum folgt dem VW-Chef bislang ebenso wenig wie sein CEO Musk, nahm aber dennoch Kenntnis von der Premiere. Und er zeigte sich sehr angetan von den ersten Gehversuchen von Diess: „Junge. Ist der wirklich Deutscher??“, fragte er unter dem Erst-Tweet, offenbar beeindruckt von der ungewohnten Lockerheit.
Tesla-Boardmitglied bekommt eine Antwort
Diess selbst reagierte darauf, anders als auf einen Retweet seiner Nachricht durch seinen Vorstandschef-Kollegen Joe Kaeser bei Siemens, nicht mehr, und sein nächster Beitrag fiel schon merklich staatstragender aus (er kritisierte die Ablehnung eines deutschen Gesetzesentwurfs zum autonomen Fahren durch das Justizministerium). Aber zwei andere Twitter-Nutzer schlossen sich dem Eindruck des Tesla-Boardmitglieds an: Diess und Musk seien nicht nur gut im Zweikampf mit Produkten, sondern auch mit Worten, schrieb einer. Ein anderer verwies mit einem Video von einem Besuch des Tesla-Chefs bei VW mit ID.3-Probefahrt auf die freundschaftlich wirkende Konkurrenz zwischen den beiden.
Und auch Mizunos wohl eher rhetorisch gemeinte Frage wurde beantwortet: Nein, Diess ist kein Deutscher, sondern stammt aus Österreich. Dort wird zwar weitgehend die gleiche Sprache gesprochen wie in Deutschland, aber die Kultur kann sehr unterschiedlich sein – wie der VW-Chef auf Twitter ab jetzt vielleicht noch häufiger zeigen wird.