Mit dem Bau einer seiner Gigafabriken für Batterien und Elektroautos südlich von Berlin wagt sich Tesla in das Kernland der europäischen Automobilindustrie. Diese Ankündigung von Mitte November wurde weithin begrüßt und insbesondere als Chance für den Wirtschaftsstandort Brandenburg gesehen. Und wie Christian Thomsen, Präsident der TU Berlin, jetzt in einem Interview mit der Berliner Morgenpost sagte, könnte Tesla mehreren Forschungsbereichen der Universität einen Schub geben.
Konkret nannte Thomsen die Bereiche Antriebsstränge, „die Tesla ja auch in Grünheide herstellen will“, und Batterieforschung. Für Antriebsstränge könne er sich vorstellen, dass es an der TU Berlin dadurch neue Projekte und Mitarbeiter „oder sogar eine neue Professur“ geben könnte. Batterien wiederum seien nicht nur für Autos interessant, sondern für das Thema Klimaneutralität insgesamt, das durch die Tesla-Ansiedlung Rückenwind bekomme.
Neben einer Fabrik in Grünheide etwa 50 Kilometer südöstlich von Berlin will Tesla in der Hauptstadt selbst ein Design- und Entwicklungszentrum aufbauen. Wegen der räumlichen Nähe zu seiner eigenen Hochschule und der Universität der Künste sei der ideale Standort dafür eigentlich Charlottenburg, regte Thomsen an. Allerdings stelle sich die schwierige Frage, ob es dort genügend Platz gebe und was Tesla dafür zu investieren bereit sei.
Zum lokalen Talent-Pool für Tesla sagte Thomsen, es gebe an der TU etwa 10.000 Studierende, die sich mit Auto, Verkehr und Mobilität befassen, und pro Jahr etwa 2000 Absolventen. Ob Tesla ein attraktiver Arbeitgeber sei, könne er nicht beurteilen – „aber es würde mich überraschen, wenn dort Stellen unbesetzt blieben“. Zumindest kurzfristig könnte durch die Anziehungskraft des US-Pioniers der Fachkräftemangel bei anderen Unternehmen in der Region noch gravierender werden, sagt der Präsident weiter. Auf der anderen Seite könne er sich vorstellen, dass sich durch Tesla jetzt mehr junge Menschen für Automotive-Studiengänge interessieren werden.