Im Vorfeld eines Auto-Gipfeltreffens mit mehreren Bundesministern sowie Vertretern von Industrie und Gewerkschaften am Mittwoch im Kanzleramt sind Forderungen nach Milliarden-Unterstützung für die Branche laut geworden. Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hofmeister-Kraut forderte im Deutschlandfunk 40 bis 50 Milliarden Euro Hilfe für „Baden-Württemberg, für die Automobilbranche, auch für die anderen Automobilländer“, ein Vorstandsmitglied des Autoverbands VDA 10 bis 20 Milliarden für Ladeinfrastruktur und Brennstoffzellen-Technologie.
Die Zeichen in der Autobranche stehen auf Elektrisierung nach dem Vorbild von Tesla, doch sowohl die Ministerin als auch VDA-Vorstand Stefan Wolf vermieden dieses Wort. Stattdessen sprachen sie von „Strukturwandel“. Laut Wolf, zugleich Vorstandsvorsitzender des Automobil-Zulieferers ElringKlinger, ist sein Unternehmen bei „Brennstoffzelle und Batterietechnologie“ schon „sehr gut aufgestellt“. Natürlich müsse aber dort und in anderen Unternehmen weiter geforscht werden – „ich glaube, dann schaffen wir den Strukturwandel“.
Die Bundesregierung, so erklärte Wolf weiter, müsse sich darüber klar werden, „ob sie weiterhin auch will, dass wir Nummer eins bleiben in der Automobilindustrie“. Auf die Nachfrage, an welche Höhe staatlicher Unterstützung er denke, gab er 10 bis 20 Milliarden Euro für die deutsche Zuliefer- und Automobilindustrie an. Die Branche habe den Wandel keineswegs verschlafen, müsse ihre technischen Lösungen aber jetzt möglichst schnell voranbringen, denn ihr Hauptgegner sei China. Dort investiere der Staat kräftig, um das Land zur Nummer Eins bei Autos zu machen.
Konkret sprach Wolf davon, dass neben guten Elektrofahrzeugen in Deutschland auch die Ladeinfrastruktur dafür und genügend erneuerbare Energie gebraucht werde. Dies sei wohl „der wichtigste Punkt auf der Agenda der Bundesregierung“. Als zweiten Schwerpunkt nannte der VDA-Chef Wasserstoff – verbunden mit der Aussage „Brennstoffzellenfahrzeuge sind langfristig sicher besser als batterieelektrische“. Im Bereich Wasserstoff-Infrastruktur gebe es viele Themen, die anzupacken seien.
„Da muss der Bund investieren“, sagte Wolf, „aber da müssen die Menschen in Deutschland auch bereit sein, ihren Anteil zu bringen.“ Wenn der Strukturwandel nicht gelinge, würden Arbeitsplätze verlorengehen. Steuerzahler und Industrie müssten deshalb jetzt zusammenstehen.
Unter den deutschen Autoherstellern setzt bislang einzig Volkswagen erkennbar auf Elektroautos. BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich dagegen bezeichnete in einem aktuellen Interview aufladbare Hybride mit begrenzter E-Reichweite als die bessere Lösung. Schwere Lastwagen mit Akku-Elektroantrieb wie den von Tesla geplanten Semi nannte er sogar „absoluten Unsinn“; Wasserstoff-Brennstoffzellen seien hier überlegen.