Nachdem das OVG Berlin-Brandenburg am Donnerstag grünes Licht für die Fortsetzung der Rodungsarbeiten für die Gigafactory in Grünheide (Giga Berlin) gegeben hat, verliert Tesla keine Zeit. Wie ein Beobachter auf Twitter am Freitagmorgen berichtete, nahmen die schweren Holz-Erntemaschinen ihre Arbeit wieder auf. Ebenfalls wurde gemeldet, dass erneut zwei Personen auf das Gelände eingedrungen sind, um Bäume zu besetzen.
Um kurz vor 7 Uhr morgens meldete auch der Twitter-Account @baumpirat_innen, über den schon Anfang der Woche über eine ähnliche Aktion berichtet wurde, dass die Rodungsarbeiten für die Tesla-Fabrik wieder begonnen hätten. „Wurden wir noch nicht entdeckt?“, heißt es in der Mitteilung weiter. Später diskutierten die offenbar hinter dem Account steckenden Aktivistinnen mit anderen Twitter-Nutzern über ihre Aktion und meldeten gegen 9 Uhr, dass jetzt laut Ordnungsamt die „Höhenrettung“ geholt werde, um sie sicher herunterzubringen.
Von einer Verzögerung der Tesla-Arbeiten durch die Baumbesetzung wurde zunächst nichts bekannt. Schon am Montag hatten vermutlich dieselben Personen, zwei Frauen, mehrere Stunden auf einer Plattform zwischen Bäumen auf dem Gigafactory-Grundstück ausgeharrt und ein antikapitalistisches Plakat aufgehängt. Den Rodungsbetrieb stören konnten sie damit aber nicht, weil das OVG schon am Samstag einen vorläufigen Stopp verfügt hatte. Aus dem Umfeld der Aktivistinnen hieß es dazu, die Aktion sei schon länger geplant gewesen und dann trotz des Stopps nicht abgesagt worden.
Is saw 6 harvesters working in the shown areas (red arrow). Maybe there are more. Green rectangle is the approximate GF4 building.
Furthermore a little transformer house was placed at the main entrance and trucks with tribes exit the #GigaBerlin property. pic.twitter.com/Cu3e3WryKl— Giga Berlin / Gigafactory 4 (@gigafactory_4) February 21, 2020
Für ihre Besetzung und Äußerungen wurde die Gruppe schon vor der Wiederholung auch von Umweltschützern kritisiert, die darauf hinwiesen, dass die Bäume in Grünheide eher als Plantage zu sehen sind denn als schützenswerter Wald. Ähnliche Uneinigkeit zeigt sich zunehmend auch unter den Verbänden, die mit ihren Eilanträgen den Rodungsstopp erwirkt hatten. Eine Ortsgruppe der klagenden Grünen Liga Brandenburg forderte wegen mangelnder Absprachen darüber den Rücktritt des Landesvorstands, außerdem distanzierte sich die Liga von dem bayerischen Umweltverein VLAB, der ebenfalls einen Eilantrag gegen Tesla gestellt hatte.
Tesla dürften diese Querelen innerhalb der Umweltszene wenig interessieren. Durch die Freigabe der Rodung ist so gut wie sichergestellt, dass die geplanten 91 Hektar Kiefern rechtzeitig vor Beginn der Vegetationsperiode im März gerodet sind – möglicherweise noch in dieser Woche. Laut Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach hätte ansonsten eine Verzögerung bis in den Herbst gedroht. Tesla will schon ab Juli 2021 Model Y in der Giga Berlin produzieren. Noch allerdings muss das Projekt eine Genehmigung nach dem Bundes-Immisionsschutzgesetz bekommen, vor der Einwendungen von Bürgern möglich sind.