Für die schnelle Lieferung von nach seinen Angaben 1255 Beatmungsgeräten zur Bewältigung der Coronavirus-Krise in den USA hat Tesla-CEO Elon Musk zunächst viel positive Aufmerksamkeit bekommen. Auf Twitter kam jetzt allerdings eine erhitzte Diskussion darüber in Gang, was für Geräte Tesla konkret geliefert hat und ob sie überhaupt für schwerst erkrankte Patienten eingesetzt werden können. Zum Teil hieß es sogar, einige der Maschinen könnten selbst stark zur Verbreitung des Virus beitragen.
„Keine invasiven Geräte von Tesla“
Ausgelöst wurde die Diskussion von Russ Mitchell, der als Journalist bei der L.A. Times häufig über Tesla berichtet. Nach seiner Darstellung hat Tesla keine Beatmungsgeräte im engeren Sinn geliefert, sondern so genannte BiPap-Geräte, die nur bei milderen Atemproblemen helfen. Dabei bezog er sich auf Aussagen des CEO des Herstellers Resmed, der im Finanz-TV gesagt hatte, Tesla habe 1000 BiPap-Geräte von Resmed „von vor fünf Jahren“ in Asien gekauft und in die USA gebracht – was „fantastisch“ sei.
Mitchell allerdings legte den Schwerpunkt darauf, dass diese Geräte nur selten überhaupt als Beatmungsgeräte bezeichnet würden – Tesla habe keineswegs die invasiven Highend-Geräte geliefert, die Krankenhäuser so dringend bräuchten. Außerdem hielt der Journalist fest, dass CEO Musk zwar von Gesprächen über die Produktion eines älteren Medtronic-Beatmungsgeräts bei Tesla berichtet habe, es bislang aber keine Anzeichen für konkrete Vorbereitungen dafür gebe. Wie Mitchell aber selbst einschränkte, muss das nicht heißen, dass sie nicht trotzdem laufen.
Für seine Aussagen musste der Journalist dennoch viel persönliche Kritik auf Twitter einstecken, und auch die Auseinandersetzung mit den Fakten verlief nicht immer sachlich. Mehrmals wurde erwähnt, dass BiPap-Geräte ausgeatmete Luft einfach an die Umgebung abgeben; wenn ihre Maske von einem Corona-Patienten getragen wird, kann das Virus deshalb frei verbreitet werden, und zwar als ansteckendes Aerosol. Abhängig von den Umständen des Einsatzes könnten sie die Corona-Krise also noch verschärfen.
„BiPap sind wie Auto-Karosserien“
Doch dies zu übersehen, würde man selbst Nicht-Medizinern wie Musk und vermutlich dem Großteil des übrigen Tesla-Teams nicht zutrauen – und die Geräte werden später von Fachleuten genutzt. Schon der Resmed-Chef hatte im TV-Interview gesagt, im Grunde seien seine Geräte wie Karosserien eines Autos – man könne sie nehmen und viel bessere Motoren, Software und Sensoren einbauen. Mehrere Nutzer auf Twitter veröffentlichten außerdem Links zu Berichten über die Aufrüstung von BiBap-Geräten mit Filtern. Ein Forschungsteam meldete sogar, mittels 3D-Druck einen Adapter herzustellen, der aus BiPaps geschlossene Beatmungssysteme mit Intubation macht.
Darüber hinaus ist unklar, wie viele der laut Musk 1255 Geräte, die mit der ersten Lieferung aus China bereitgestellt wurden, wirklich von Resmed stammen und reine BiPap sind. Eines des in dieser Woche nach New York gelieferten Exemplare wurde auf Twitter als älteres Resmed-BiPap identifiziert; der Rest steckte auf einem Dankes-Foto des Betreibers aber noch in Kisten ohne Kennzeichnung. Tesla-CEO hatte zuvor berichtet, für die USA Atem-Maschinen von Resmed, Philips und Medtronic eingekauft zu haben. Es seien noch mehr vorhanden, meldete er später, und bot sie bei dringendem Bedarf weltweit kostenlos an.
Kritik an Journalist wie Tesla-Chef
Exactly. Moreover, all hospitals were given exact specifications of Resmed & Philips ventilators before delivery & all confirmed they would be critical.
— Elon Musk (@elonmusk) April 2, 2020
All diese Informationen sind verfügbar und wurden auf Twitter auch wiederholt. An den jeweiligen Extrem-Positionen schien das aber nicht viel zu ändern: Einige Nutzer stellten den Journalisten Mitchell weiter als schlechten Menschen dar, andere blieben bei Tesla-CEO Musk. Das änderte sich allerdings, als Musk sich zu Wort meldete und erklärte, die belieferten Krankenhäuser seien zuvor über die Art der Geräte informiert worden. Daraufhin stellte der Times-Reporter einige Nachfragen („Das ist mein Job“, sagte er dazu). Von Musk bekam er zunächst keine Antwort, aber viele Nutzer sahen endgültig den Beweis erbracht, dass der Journalist im Auftrag von Tesla-Feinden agiert.