Die Verfügbarkeit von Batterien ist nach wiederholten Aussagen von Tesla-CEO Elon Musk der Faktor, der die Erhöhung der Produktion von Elektroautos am stärksten bremst. Dafür braucht es nicht nur mehr Zellfabriken, wie sie von Tesla und einer zunehmenden Zahl von anderen Unternehmen weltweit vorbereitet oder schon gebaut werden, sondern auch immer mehr Rohstoffe. Und gerade hier scheint sich China entschlossener zu positionieren als westliche Staaten: Die Kontrolle des Landes über die Lieferkette für Batterie-Rohstoffe berge die Gefahr, dass für andere nicht genügend übrig bleibt, schreibt die Marktforschungsfirma Wood MacKenzie in einer aktuellen Kurzstudie.
China kauft Rohstoff-Rechte im Ausland
Noch 2030 werde China mit zwei Dritteln Anteil der weltweit größte Produzent von Batterien für Elektroautos sein, heißt es in dem in dieser Woche veröffentlichten Woodmac-Beitrag. Das Land kontrolliere zwar nicht alle Rohstoffe für die Produktion solcher Fahrzeuge. So müsse es Kupfer immer noch in großen Mengen importieren, obwohl es intensiv Aktivitäten betreibe, um das zu ändern. Umso entschlossener versuche China aber, sich mehr Kontrolle über die Rohstoffe nur für die nötigen Batterie-Zellen zu sichern.
So habe das Land im vergangenen Jahrzehnt – während sich im Westen abgesehen von Tesla wohl kaum jemand darum gekümmert hat – enorme Bemühungen um die drei derzeit wichtigsten Batterie-Rohstoffe Nickel, Kobalt und Lithium gezeigt. Das gelte für Kobalt aus der Demokratischen Republik Kongo, Lithium in Chile und Nickel in Indonesien. Laut Woodmac versucht China dabei nicht nur, sich Zugriff auf die Rohstoffe aus den jeweiligen Ländern zu sichern, sondern kauft sich über Beteiligungen auch direkt dort ein.
Speziell bei Kobalt aus dem Kongo komme dabei hinzu, dass chinesische Unternehmen mit weniger Einschränkungen arbeiten könnten als westliche, schreibt die Beratungsfirma weiter. Sie hätten nicht nur Zugang zu staatlichem Kapital zu vorteilhaften Konditionen, sondern auch bescheidenere Rendite-Anforderungen – und müssten weniger Kontrollen mit Blick auf im Westen immer wichtigere Fragen von ESG fürchten, also Umwelt, Gesellschaft und Governance. So sei es wohl kein Zufall, dass die chinesische Verarbeitungskapazität für Kobalt fast exakt dem Kongo-Anteil an der weltweiten Produktion dieses Rohstoffs entspreche.
Tesla und andere wollen weniger Kobalt
China baue nicht nur seiner Batterie-Produktionskapazitäten aus, sondern im gleichen Maß auch seine Rechte an Rohstoff-Reserven und Anlagen für deren Verarbeitung, erklärt Woodmac weiter. Dennoch habe das Land längst keine absolute Kontrolle darüber, und beispielsweise bei Kobalt gebe es Möglichkeiten, mit weniger davon auszukommen. Als Beispiel nennt die Beratungsfirma General Motors und LG Energy Solutions, die 70 Prozent des bisherigen Kobalt-Anteils in Akkus durch Aluminium ersetzen wollen. Und Tesla und Panasonic würden bereits an Batterien ganz ohne Kobalt, aber mit trotzdem hoher Energiedichte arbeiten.