Ahnungslose Kunden werden in Zusammenhang mit der großzügigen deutschen Elektroauto-Kaufprämie von Autoverkäufern „in einen Subventionsbetrug hineingezogen“. Diesen Vorwurf erhebt die Elektroauto-Vermietung nextmove in einem aktuellen Video-Bericht. Im Kern geht es dabei darum, dass Elektroauto-Händler mit Tricks Regelungen umgehen, die ansonsten die Auszahlung der Umweltprämie verhindern würden. Und weil die Kunden die Anträge dafür selbst unterschreiben, könnten sie sich mitschuldig machen.
Tricks mit Elektroauto-Kaufprämie
Die im vergangenen Jahr zweimal auf zuletzt 3000 Euro netto vom Hersteller und 6000 Euro Staatsanteil erhöhte Umweltprämie hat ihre Wirkung nicht verfehlt. Der Anteil von Elektroautos an den deutschen Neuzulassungen erhöhte sich in 2020 stark, viele Modelle waren ausverkauft oder hatten lange Lieferzeiten. Ein Nebeneffekt der hohen Prämie war, dass Tesla-Besitzer junge Autos teils mit Gewinn nach Dänemark verkaufen konnten, wo sie wegen einer kommenden Steuererhöhung kurzfristig sehr gefragt waren.
Das reizt die Prämien-Regeln aus, dürfte aber nicht verboten sein. Nextmove aber glaubt jetzt, Belege dafür gefunden zu haben, dass manche Händler mit Elektroautos in Deutschland zu weit gehen. In ihrem Video schildert die Vermietung mehrere Fälle, in denen es stets um Elektroautos aus dem VW-Konzern geht (aber nicht um Vertragshändler, sondern eher um freie). Insgesamt sollen es potenziell hundert Fälle sein.
Nach den Angaben von nextmove gibt es mehrere unterschiedliche Tricks. In einem Fall habe ein freier Händler im Internet einen Skoda Citigo als Neufahrzeug mit noch vollen 6000 Euro möglicher Staatsprämie angeboten. In einem Gespräch soll er dann erklärt haben, dass es sich um einen EU-Reimport handle, der mittels einer „angepassten Rechnungsstellung“ förderfähig gemacht werde.
Raffinierter scheint die nächste von nextmove geschilderte Vorgehensweise. Dieser liegt zugrunde, dass die deutsche Elektroauto-Prämie auch für junge Gebrauchtwagen bezahlt wird, wenn sie vorher noch nicht beantragt wurde. Für die hier bis zu 5000 Euro Staatszuschuss dürfen sie allerdings für maximal 80 Prozent des Brutto-Neupreises mit abgezogenem Hersteller-Anteil verkauft werden. Hier bekam die Autovermietung einen elektrischen Skoda Citigo angeboten, der über dieser Grenze lag, und ein Kunde legte laut dem Video Unterlagen vor, die zeigen, wie das verschleiert wird: Er bekam eine Rechnung über einen unter 80 Prozent des Neupreises liegenden Preis – und dazu eine zweite mit „Sonderkosten der Fahrzeugbeschaffung“.
VW ID.3 massiv betroffen?
Auch das neue VW-Elektroauto ID.3 scheint laut nextmove von derartigen Praktiken „massiv betroffen“. Ein Kunden habe bei der näheren Beschäftigung mit der Prämien-Beantragung Zweifel bekommen und die Vermietung gebeten, sich den Fall anzusehen: Einen VW ID.3 1st Edition plus mit Listenpreis knapp unter 46.000 Euro habe er für knapp 39.797 Euro gekauft. Dazu habe er 5000 Euro in bar angezahlt und auch quittiert bekommen – doch auf der Abschlussrechnung standen die nicht mehr, sondern nur förderfähige 34.797 Euro. Auf Nachfrage sei dem Kunden erklärt worden, er solle nur diese Rechnung mit dem Förderantrag hochladen.