Norwegen ist das Land der Elektroautos – in diesem Mai betrug ihr Anteil an den Neuzulassungen dort 60,4 Prozent. Passend dazu testet der Auto-Club NAF regelmäßig, wie weit man mit den verschiedenen Modellen in der Realität ohne Nachladen kommt. Beim diesjährigen Sommer-Test waren 21 Elektroautos dabei, 10 davon zum ersten Mal. Die höchste Real-Reichweite zeigte sich dabei erneut beim Tesla Model 3 Long Range, gefolgt vom Ford Mustang Mach-E mit dem gleichen Nachnamen. Einen Achtungserfolg errang zudem der BMW iX3, der seine angegebene WLTP-Reichweite am deutlichsten übertraf und bemerkenswert sparsam ist.
655 km mit Tesla Model 3 LR
Der NAF testet Elektroautos pro Jahr jeweils einmal unter winterlichen und unter sommerlichen Bedingungen. Beim Sommer-Durchlauf 2021 waren die Bedingungen geradezu ideal, wie er dazu schreibt: Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad, kein Regen, nur wenig Wind. Wohl auch deshalb – und weil der Test neben norwegischer Autobahn mit Höchsttempo 120 auch Land- und Stadt-Straßen umfasst – fuhren 18 der 21 Elektroautos ohne Nachladen weiter als nach WLTP.
Das Tesla Model 3 Long Range wurde erneut in den Test aufgenommen, weil es vor kurzem eine offizielle Reichweiten-Erhöhung bekommen hat: von 580 auf 614 WLTP-Kilometer. Und das machte sich auch in der norwegischen Praxis bemerkbar: Statt 610 Kilometer wie im Sommer 2020 kam es jetzt 655 Kilometer weit. Dabei ist der NAF anders als andere Tester relativ gnadenlos: Jedes der Elektroautos wird nicht nur bis zu einer Akku- oder Kilometer-Anzeige von 0 gefahren, sondern bis es stromlos aufgibt.
Gerade bei Tesla macht das wegen einer höheren Reserve unter 0 einen großen Unterschied, wie nach einem US-Test mit deutlich anderen Ergebnissen kritisiert wurde. In dem NAF-Test blieb das Model 3 aber auch dann ganz vorn, wenn man nur die Strecke bis 10 Prozent Rest-Akku berücksichtigt. Anders sah es beim BMW iX3 aus: Die angegebene WLTP-Reichweite ist mit 450 Kilometern relativ niedrig – mit dem letzten Rest Strom kam er aber 556 Kilometer weit, also rund 23 Prozent mehr, was den bisherigen NAF-Rekord darstellt.
BMW iX3 kommt weiter als VW ID.4
Damit schaffte es der vermeintliche Reichweiten-Zwerg aus Deutschland auf Platz 4 des aktuellen Sommer-Tests. Vor ihm steht noch der Volkswagen ID.3 Pro S mit 539 WLTP- und 564 Praxis-Kilometern. Letztes Mitglied der Top-5 ist ein weiterer Ford Mustang Mach-E: Als Allrad-Version blieb er nach 551,9 Kilometern stehen. Seit es die Tests gibt, sei Tesla eine Klasse für sich, kommentiert der NAF die aktuellen Ergebnisse. Der neueste Durchlauf zeige aber, dass die Elektroauto-Konkurrenz näher komme.
Interessant ist auch ein Blick auf die Verbräuche, die einer Zusammenstellung der Online-Zeitung Nettavisen auf Basis der NAF-Daten zu entnehmen sind. Keines der getesteten Elektroautos braucht demnach pro 100 Kilometer so wenig Strom wie das Tesla Model 3. Beim SR+ mit kleinerem Akku und Heckantrieb sind es 12,2 Kilowattstunden, beim mit Allrad und mehr Kapazität ausgestatteten LR 12,4 Kilowattstunden. Eine 12 vor dem Komma schaffte ansonsten nur der Elektro-Kleinwagen Fiat 500e.
Der BMW iX3 erwies sich auch hier als besser, als seine hohe Karosserie und sein Gewicht erwarten ließen: Er begnügte sich mit 13,3 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, deutlich weniger als zum Beispiel der VW ID.4 1st Max im ähnlichen Format (14,5 kWh). Und selbst der flachere ID.3 Pro S brauchte mit 13,5 Kilowattstunden im NAF-Test etwas mehr als der auf dem Verbrenner-Modell basierende X3 basierende Elektro-BMW.