Noch sind Europa und die USA im Vergleich zu China Zwerge, wenn es um die Produktion von Batterie-Zellen für Elektroautos und stationäre Speicher einschließlich des dafür nötigen Rohstoff-Abbaus geht. Derzeit sind nach aktuellen Daten ungefähr 80 Prozent der weltweiten Zellproduktion in China angesiedelt, doch der Westen einschließlich seiner Regierungen hat erkannt, dass das nicht so bleiben sollte, und investiert massiv in eigene Kapazitäten. Allein in Europa sollen laut einer neuen Übersicht bis 2030 Batterie-Fabriken mit zusammen bis zu knapp 1 Terawattstunde jährlicher Kapazität stehen.
Tesla setzt Trend mit eigenen Zellen
Das wäre gut dreimal so viel wie heute in der ganzen Welt mit rund 320 Gigawattstunden pro Jahr, geht aus einer Kurzstudie der Projekt-Gesellschaft VDI/VDE Innovation + Technik hervor, die jetzt von einer der Autorinnen auf LinkedIn veröffentlicht wurde. Denn nicht nur Tesla will, wie CEO Elon Musk beim Giga-Fest in Grünheide soeben bekräftigte, eine Batterie-Produktion in großem Maßstab in Europa etablieren. Nach Volkswagen und dem Vielmarken-Konzern Stellantis ist inzwischen zum Beispiel auch Daimler auf Zug der eigenen Elektroauto-Zellen aufgesprungen.
Die Tesla-Zellproduktion direkt neben dem Elektroauto-Werk in Grünheide soll nach Angaben in den Anträgen dafür 50 Gigawattstunden pro Jahr erreichen. CEO Musk sagte dazu jetzt, Ende 2022 werde sie voraussichtlich ausreichen, um pro Woche mehr als 5000 und hoffentlich näher an 10.000 Model Y in der deutschen Gigafactory zu produzieren.
Das macht Teslas deutsche Zellfabrik zum größten bislang bekannten Einzelprojekt in Europa, aber bei weitem nicht mehr zum einzigen. Laut VDE/VDI haben Hersteller Kapazitäten angekündigt, die bis 2030 zusammen zwischen 697 und 959 Gigawattstunden pro Jahr erreichen sollen. Weltweit ist bis dahin ein Batterie-Zubau auf 3610 Gigawattstunden geplant, was bei dem höheren Europa-Wert einen Anteil von 27 Prozent bedeuten würde. Als gesichert werden in der Studie aber nur 1490 Gigawattstunden globale Kapazität bis 2030 angesehen, woran Europa dann einen Anteil von 47 Prozent hätte.
Genug für 80% Elektroauto-Anteil
Je nach Szenario würde die Produktion jedenfalls meist ausreichen, um alle in 2030 für Europa erwarteten neuen Elektroautos mit lokalen Batterien fahren zu lassen. Wenn der gesamte Auto-Markt um 1 Million auf 17 Millionen Verkäufe pro Jahr wächst und Elektroautos dann konservative 22 Prozent Anteil haben, gäbe es bei durchschnittlich 55 Kilowattstunden Kapazität pro Fahrzeug einen hohen Batterie-Überschuss. Auch im mittleren Szenario mit 40 Prozent Elektroautos in 2030 bleibt noch Kapazität übrig. Nur bei 81 Prozent Elektroauto-Anteil würden mehr Batterien gebraucht, als zumindest am unteren Rand der Produktionsankündigungen zur Verfügung stehen – und freie Zellen für stationäre Speicher wären dann gewiss nicht verfügbar.