Kein Auto egal mit welchem Antrieb wurde im vergangenen Dezember in den wichtigsten Ländern Europas häufiger verkauft als das Tesla Model 3, geht aus neu veröffentlichten Markt-Daten hervor. Dieses Kunststück gelang dem Elektroauto in einer der typischen Tesla-Wellen zum Quartalsende im September 2021 schon einmal, doch auch über das ganze Jahr betrachtet arbeitet es sich nach oben: In der Klasse der mittelgroßen Limousinen hat sich das Model 3 in Europa vor die 3er-Reihe von BMW gesetzt.
Tesla Model 3 überholt BMW 3er
Beides lässt sich Daten der Marktforschungsfirma Jato Dynamics entnehmen, die vergangene Woche veröffentlicht wurden. Darin berücksichtigt sind 28 Länder Europas, darunter die EU-Staaten sowie Norwegen, Großbritannien und die Schweiz. Der gesamte Anteil von Tesla dort hat demnach im vergangenen Dezember einen neuen Rekord-Wert von 3,7 Prozent erreicht. Dass das Model 3 in dem Monat damit auch das meistverkaufte Elektroauto war, versteht sich fast von selbst. Doch die 27.358 Verkäufe im Dezember reichten zugleich aus, um es mit einigem Abstand vor Peugeot 208 und Renault Clio zum beliebtesten Auto überhaupt in Europa zu machen.
Gleichzeitig scheinen die Zeiten des VW Golf als langjährigem Europa-Bestseller zu Ende zu gehen. 2021 hielt er diese Position mit 205.408 Neuzulassungen laut Jato Dynamics noch, doch das waren 28 Prozent weniger als 2020 und 50 Prozent weniger als 2019. Damit hatte der Golf in der Jahresbilanz nur noch knapp 10.000 Exemplare Vorsprung vor Peugeot 208 und Dacia Sandero. Und mit 141.429 Neuzulassungen (plus 64 Prozent) stand das Tesla Model 3 im Gesamtjahr auf Platz 17 aller Verkäufe in Europa und kam dem VW-Bestseller damit schon deutlich näher.
Sogar schon als überholt muss sich im Vergleich zum Model 3 die 3er-Reihe von BMW fühlen, die nicht nur beim Namen ähnlich ist. Die deutsche Limousine fährt auch in einem ähnlichen Format vor wie der Tesla und kann wegen ihrer sportlichen Ausrichtung als direkte Konkurrenz aus dem Verbrenner-Lager gelten. Jato sieht beide Fahrzeuge in der Klasse der mittelgroßen Limousinen – und in der musste sich 2021 der BMW dem Model 3 ebenso geschlagen geben wie jedes andere Fahrzeug. Als Drittplatzierten der Kategorie nennen die Marktforscher den VW Passat.
Tür offen für Elektroautos – und Toyota
Als Grund für den anhaltenden Abwärtstrend beim Gesamt-Bestseller Golf nennt Jato unter anderem, dass er nicht als Elektroauto angeboten wird. Diese Rolle sollte nach dem e-Golf der moderne VW ID.3 übernehmen, doch der wurde in Europa in 2021 nur knapp halb so oft neu zugelassen (69.206-mal) wie das Model 3. Bei Tesla wiederum ließ das Model Y noch an Schwung vermissen. Im Dezember kam es in den 28 Europa-Märkten nur auf 7870 Neuzulassungen, im gesamten Jahr (nach dem Start der Auslieferungen aus China im August) auf 26.175 Stück.
Wie bei VW und anderen Hersteller dürften diese Zahlen auch mit mangelndem Angebot zusammenhängen, weil Komponenten-Knappheit die Produktion begrenzte. Insgesamt verzeichneten mehrere große Märkte einschließlich Deutschlands in 2021 das schlechteste Ergebnis seit mehreren Jahrzehnten. Europaweit gingen die Neuzulassungen um 1,6 Prozent gegenüber 2020 und gegenüber 2019 sogar um 26 Prozent zurück. Allgemein bessere Verfügbarkeit plus staatliche Subventionen haben laut Jato Dynamics im vergangenen Jahr die Tür für Elektroautos geöffnet. Außer Tesla hätten davon die Marken-Schwestern Hyundai und Kia profitiert. Allerdings konnte auch Toyota, das sich mit reinen Elektroautos bislang zurückhielt, seine Europa-Neuzulassungen deutlich steigern.