Kurz vor der geplanten Auslieferung der ersten Model Y aus der Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin scheint das letzte Damokles-Schwert abgebaut, das über dem Projekt schwebte. Der für die Wasser-Versorgung der Gigafactory zuständige Verband WSE hatte nach einem Gerichtsurteil erklärt, den Vertrag mit Tesla möglicherweise kündigen zu müssen, weil sonst nicht genügend Wasser für den Rest seiner Kunden übrig wäre. Doch kurz vor der Entscheidung darüber am heutigen Donnerstag soll es jetzt eine Einigung mit dem Land Brandenburg gegeben haben, mit der die volle Tesla-Versorgung möglich ist.
Krisentreffen löst Wasser-Problem für Tesla
Kurz nach der Erteilung der Gesamt-Genehmigung für das Tesla-Projekt Anfang März hatte das Verwaltungsgericht Frankfurt an der Oder entschieden, dass eine vom Land bewilligte höhere Wasser-Entnahme in einem der WSE-Werke rechtswidrig war. Dadurch fielen 3,8 Millionen Kubikmeter vom Jahreskontingent des Verbandes weg. Bei einer Pressekonferenz in dieser Woche informierte er, dass das Land eine Duldung über 2,5 Millionen Kubikmeter entworfen habe. Einschließlich Tesla-Belieferung würden dann aber immer noch 1,8 Millionen Kubikmeter fehlen, weshalb „alle Optionen auf dem Tisch“ seien.
Mit der Kündigung des Tesla-Vertrags wollte WSE-Chef Andre Bähler bei der Veranstaltung nicht explizit drohen, ließ aber indirekt erkennen, dass sie eine Möglichkeit ist. Er erwähnte allerdings auch, dass grundsätzlich genügend Wasser für Tesla und alle anderen im Gebiet zur Verfügung stehe. Das Land müsse nur die Voraussetzungen dafür schaffen, indem es die volle Fördermenge aus dem Werk dulde, dessen Genehmigung das Gericht für rechtswidrig erklärt hatte.
Und nachdem der WSE, wie es bei der Pressekonferenz (s. Foto oben) hieß, mit seinen Wasser-Warnungen seit Beginn des Tesla-Projekts wenig Gehör gefunden hatte, hatte das Land jetzt offenbar kurzfristig ein Einsehen. Am Mittwoch habe es ein Krisentreffen in der Brandenburger Staatskanzlei gegeben, berichtet die B.Z. Das Ergebnis: Bei Wassermangel dürfe der WSE nach einer neuen Duldung zusätzlich zu den 2,5 Millionen Kubikmetern weitere 1,3 Millionen Kubikmeter Wasser fördern. Zusammen entspricht das genau der Menge, die durch das Urteil weggefallen war.
Gigafactory-Kündigung kein Thema mehr
Der Vertrag mit Tesla umfasst nach WSE-Angaben zwar ein Volumen von 1,8 Millionen Kubikmetern Wasser jährlich, doch nach der Genehmigung ist nur ein Verbrauch von 1,3 Millionen erlaubt. Damit scheint das Problem der Wasser-Knappheit im Gigafactory-Gebiet vorerst gelöst: „Den Beschluss-Antrag auf Vertragskündigung zieht der WSE heute zurück“, sagte der Bürgermeister einer Mitgliedsgemeinde der B.Z. Ebenso werde der Verband einen Entwicklungsstopp aufheben, den er zuvor verhängt hatte, damit die Reserven nicht noch knapper werden.
Das Wasser für die Tesla-Produktion in Grünheide kann jetzt also fließen, und es bleibt einstweilen genügend davon übrig, um auch den erwarteten Zuzug durch Beschäftigte in der Gigafactory zu verkraften. Für kommenden Dienstag ist die Übergabe der ersten 30 Model Y Performance auf dem Gelände geplant. Erwartet werden neben den Bestellern auch Tesla-Chef Elon Musk und bundespolitische Prominenz.