Am Donnerstag hat Tesla-CEO Elon Musk als Gast bei der Technologie-Konferenz TED 2022 in Kanada eines seiner seltenen Interviews gegeben. Der Musk-Auftritt war lange geplant und angekündigt, aber der Moderator nutzte die Gelegenheit, um den aktuellen Versuch des Tesla-Chefs anzusprechen, die Kontrolle über Twitter zu übernehmen. Wenn das Management nicht mitspielt, habe er einen Plan B, bestätigte Musk entschlossen, ohne Details zu verraten. Und er blickte zurück auf einen Versuch vor knapp vier Jahren, bei dem er etwas Ähnliches mit Tesla selbst vorhatte.
Musk kommt zurück auf Tesla-Geschehen 2018
Unter anderem sprach Musk über seine Motivation für das Twitter-Angebot, über das er das Management in dieser Woche offiziell informiert hatte. Der Tesla-Chef bietet 54,20 Dollar pro Aktie, also noch einmal etwa 40 Milliarden Dollar für die knapp 91 Prozent von Twitter, die ihm nach seinen Käufen ab Ende Januar noch nicht gehören. Er habe das starke Gefühl, dass eine öffentliche Plattform, die maximales Vertrauen genieße und breit zugänglich ist, extrem wichtig für die Zukunft der Zivilisation sei, erklärte Musk. Was das wirtschaftlich gesehen für Twitter bedeutet, sei ihm völlig egal.
Später stellte der Moderator verschmitzt die Frage, ob denn die Finanzierung für die Twitter-Pläne gesichert sei – eine Anspielung auf einen nicht unähnlichen Vorgang im August 2018. Damals hatte Musk geschrieben, er denke über einen Wegkauf von Tesla von der Börse nach. „Funding secured.“, beendete er diese Twitter-Nachricht, was aber nach Ansicht der Börsenaufsicht SEC nicht den Tatsachen entsprach. In einem Verfahren einigte er sich mit ihr auf eine Strafzahlung für sich und Tesla, ohne eine Schuld einzuräumen oder zu bestreiten, wie es in solchen Fällen oft gehandhabt wird.
Mit Blick auf Twitter versicherte Musk jetzt zunächst, er verfüge „über ausreichende Mittel“ für die vorgeschlagene Übernahme. Tatsächlich beträgt sein Tesla- und SpaceX-Vermögen laut Forbes derzeit gut 260 Milliarden Dollar. Er nutzte aber die Frage danach, um noch einmal auf 2018 zurückzukommen – und bestritt jegliches Fehlverhalten in dieser Zeit, was ihm nach der SEC-Einigung außerhalb von Prozessen eigentlich verboten sein soll.
„Bastarde“ bei Börsenaufsicht SEC
Die Finanzierung für den Tesla-Wegkauf von der Börse für 420 Dollar pro Aktie sei damals wirklich gesichert gewesen, erklärte Musk. Die „Bastarde“ im SEC-Büro San Francisco hätten das gewusst und trotzdem ein Verfahren gegen ihn eingeleitet. Er habe keine andere Wahl gehabt, als sich auf eine Einigung einzulassen: Tesla sei damals in einer finanziell schwierigen Situation gewesen, und Banken hätten ihn wissen lassen, sie würden sofort die Bereitstellung von Working Capital stoppen, wenn er sich nicht einige. Nach Musks Worten wäre das Unternehmen dann sofort insolvent gewesen. Also habe er gegenüber der SEC nachgeben müssen, wodurch der Eindruck entstanden sei, er habe gelogen. Doch er sei dazu gezwungen gewesen, das zuzugeben, nur um „das Leben von Tesla“ zu retten.
Ob die Twitter-Übernahme gelingt, bleibt einstweilen offen. Die Frage, ob er im Rückblick froh sei, dass Tesla damals doch an der Börse blieb, beantwortete Musk mit Erinnerungen an die Angriffe von Leerverkäufern in dieser Zeit und stimmte dann der Einschätzung des Moderators zu, diese Spekulanten hätten letztlich einen hohen Preis bezahlt. Ähnlich wie 2018 zu Tesla sagte er außerdem, er wolle bei Twitter dafür sorgen, dass trotz des geplanten Aufkaufs noch möglichst viele private Aktionäre daran beteiligt bleiben können.