Der Funktion Summon (auf Deutsch „Herbeirufen“) ergeht es in den USA ungefähr so wie in Europa dem gesamten Autopilot-System: Tesla konzentriert sich auf dessen neueste Beta-Version FSD und hat deshalb offenbar zu wenig Zeit, um sich um andere Aspekte zu kümmern. In Europa ist die Funktion, mit der man seinen Tesla auf Parkplätzen zu sich rufen kann, zusätzlich regulatorisch eingeschränkt, aber auch in den USA ist sie noch hauptsächlich ein „lustiger Trick“, wie CEO Elon Musk im vergangenen Juli schrieb. Und dort soll ein Tesla in diesem Modus jetzt ein teures Kleinflugzeug gerammt haben.
Model Y stoppt nicht für Flugzeug
Die Herbeirufen-Funktion ist Teil der ebenfalls als FSD bezeichneten Option für zukünftig autonomes Fahren. In den USA begann Tesla Ende 2019, sie zu „smart summon“ zu erweitern: Auf Entfernungen von bis zu etwa 150 Metern kann man den eigenen Tesla mit Hilfe der App zu sich fahren lassen, ohne dass jemand am Steuer sitzt. Das funktionierte allerdings von Anfang an mäßig. Anfang 2020 etwa verabredeten sich vier Tesla-Fahrer in Australien zu einer Summon-Wettfahrt, und das Ergebnis war ein Video mit Monty-Python-Qualitäten.
Um Crashs zu vermeiden, schreibt Tesla vor, dass Summon-Nutzer ihr Elektroauto im Auge behalten müssen. Außerdem soll es sofort stehenbleiben, wenn man in der App nicht mehr die Schaltfläche dafür gedrückt hält. Bei einer Veranstaltung auf einem Flugplatz im US-Bundesstaat Washington kam es nach Angaben eines Besuchers jetzt aber trotzdem zu einem unschönen Summon-Vorfall: Ein anderer Gast wollte offenbar seinen Tesla mit der Funktion über das Rollfeld zu sich holen, erwischte dabei aber das Heck eines stehenden Flugzeugs – offenbar auch noch das teuerste, das an dem Tag dort zu sehen war.
Davon berichtete am Freitag zusammen mit einem Video der reddit-Nutzer smiteme. „Jemand hat gerade einen Vision-Jet gerammt“, schrieb er, und erklärte, der Vorfall habe sich bei einer Veranstaltung des Flugzeug-Herstellers Cirrus ereignet. In dem kurzen Video fährt von rechts langsam ein weißes Tesla Model Y ins Bild, in dessen Mitte die schnittige Maschine steht. Scheinbar unbeeindruckt setzt das Elektroauto seine Fahrt auch dann noch fort, als er schon seitlich auf das Heck des Flugzeugs aufgetroffen ist und begonnen hat, es um die eigene Achse zu drehen. Nach wenigen Sekunden kommen Personen ins Bild. Der Tesla bleibt stehen, fährt noch einmal ein kleines Stück nach vorn und kommt wieder zum Stillstand. Damit endet das Video.
Tesla-Besitzer soll in Hangar gewesen sein
Die Information, dass das ein Summon-Unfall war, kam zunächst nur von smitene, der nach eigenen Angaben selbst ein Tesla Model Y fährt. Das gerammte Flugzeug identifizierte er als Cirrus Vision mit einem Preis von 3,5 Millionen Dollar – es zählt zu den wenigen kleinen Maschinen mit einem Jet-Triebwerk. Später meldete sich ein anderes reddit-Mitglied und berichtete, den Vorfall beobachtet zu haben. Der Besitzer des Tesla habe sich während der Summon-Fahrt im Hangar befunden und sei dann nach wenigen Sekunden herausgekommen.
Das relativ sanfte Auftreffen des Model Y am Heck und das Herausdrehen des Flugzeugs aus der Fahrtrichtung dürften bedeuten, dass an beiden Unfall-Beteiligten kein übermäßiger Schaden entstanden ist. Aber in einer möglicherweise besonders anschaulichen Form zeigt sich hier, dass man die Tesla-Hinweise zu den Grenzen seiner autonom werdenden Software lieber ernst nehmen sollte.