Am Freitag verpasste Tesla-CEO Elon Musk der eigenen Aktie einen Kurs-Sturz um 9,2 Prozent, indem er intern einen Einstellungsstopp und Entlassungen ankündigte und sich erst am Wochenende öffentlich beschwichtigend dazu äußerte, und am Montag war Twitter dran: Für das von ihm selbst intensiv genutzte Sozialmedium hat Musk im April ein verbindliches Kauf-Angebot abgegeben, das er später wegen offener Daten-Fragen für ausgesetzt erklärte. Seitdem entfernte sich der Twitter-Kurs zunehmend von den von Musk offiziell gebotenen 54,20 Dollar pro Aktie. Und am Montag gab er nach anfangs noch höheren Verlusten weitere 1,5 Prozent nach, nachdem ein Schreiben bekannt wurde, in dem der Tesla-Chef mit einem Rücktritt von dem Angebot droht.
Musk-Brief lässt Twitter-Kurs fallen
Zum Handelsschluss am Dienstag kostete Twitter nur noch 39,56 Dollar pro Aktie, lag also um rund 40 Prozent unter dem vom Tesla-Chef gebotenen Preis. Daran lässt sich ablesen, dass am Markt insgesamt eher nicht mit einem Vollzug der Transaktion gerechnet wird oder mit einem merklich reduzierten Preis dafür. Musk hatte sie Mitte Mai für ausgesetzt erklärt. Als Grund dafür nannte er, von Twitter gemeldete Daten zu seinen täglichen Nutzern überprüfen zu wollen. Nach dem Verdacht des Tesla-Chefs ist der Anteil von Fake- und Spam-Konten viel höher als die angegebenen unter 5 Prozent.
Wenig später bestätigte Musk, dass vor diesem Hintergrund ein gesenkter Kaufpreis eine Möglichkeit für ihn wäre, während Twitter auf der Verbindlichkeit des Angebots bestand und seine Aktionäre darüber abstimmen lassen will. Jetzt aber ging der Tesla-Chef noch einen Schritt weiter, wie einem Schreiben seiner Anwälte an Twitter von diesem Montag zu entnehmen ist. Das Unternehmen habe sich geweigert, von Musk Ende Mai angeforderte Daten und Informationen zu liefern und auch schon vorher Auskünfte nicht erteilt, heißt es darin. Dies stelle einen materiellen Verstoß gegen das Merger Agreement dar, und Musk behalte sich alle dadurch entstehenden Rechte einschließlich des Nichtvollzugs der Transaktion und der Aufkündigung der Kauf-Vereinbarung vor.
Tesla-Aktien wichtig für Finanzierung
Im Klartext dürfte er also damit gedroht haben, die Übernahme im Zweifelsfall ganz platzen zu lassen. Manchen Tesla-Aktionären und vielleicht inzwischen auch Musk selbst dürfte das lieber sein, denn zur Finanzierung muss er einen erheblichen Teil seiner eigenen Aktien kaufen oder beleihen, die seit dem Angebot deutlich nachgegeben haben. Auf jeden Fall ist die Drohung mit dem kompletten Rückzug von dem Twitter-Kauf jetzt auf dem Tisch. Wie zuvor bei der Aussetzung durch Musk gilt das erst einmal unabhängig von der Frage, ob sie berechtigt ist oder nicht. Die Reaktion der Twitter-Aktie spricht dafür, dass sie ernst genommen wird. Und wenn das Management Musk nicht entweder beim Preis oder bei den Daten deutlich entgegenkommt, wonach es bislang nicht aussah, dürften die Anwälte beider Seiten noch eine Weile beschäftigt bleiben.