Inzwischen fast traditionell beantwortet Tesla in den Telefon-Konferenzen nach der Veröffentlichung seiner Quartalszahlen zuerst die Fragen, die private und professionelle Anleger vorher über eine Web-Plattform eingereicht haben. Mit am meisten interessierte sie dabei für das zweite Quartal dieses Jahres, wie die Produktion der Batterien im Format 4680 für tragende Akkus vorankommt, die im Sommer 2020 auf einer Pilotanlage in Fremont begann. Am Mittwochabend gaben Tesla-CEO Elon Musk und sein Technik-SVP Auskunft darüber: Es gibt bedeutende Fortschritte – und der steigende Bedarf für den Rest von 2022 ist auch ganz ohne eigene Batterien gedeckt.
Tesla verfehlte Batterie-Ziel deutlich
Das erste Ziel für die eigene Produktion, das Tesla bei seinem Batterie-Tag im September 2020 nannte, lautete 10 Gigawattstunden jährliche Kapazität der Pilotanlage in Fremont bis Ende 2021. Bis Ende 2022 sollten es 100 Gigawattstunden an mehreren Standorten sein, darunter die neuen Gigafactorys in Deutschland und Texas, wie später klar wurde. Das erste Ziel hat Tesla allem Anschein nach bei weitem verfehlt, und auch das für Ende dieses Jahres dürfte kaum noch zu erreichen sein. So ist auf dem deutschen Gigafactory-Gelände noch nicht einmal das Batterie-Gebäude fertiggestellt.
In Deutschland hatte Musk schon vor der offiziellen Eröffnung der lokalen Fabrik in diesem März angekündigt, dass das Model Y dort anders als zunächst geplant noch nicht mit tragendem Akku aus den eigenen 4680-Batterien produziert wird. Die neue Gigafactory in Texas dagegen begann gut zwei Wochen später mit Model Y mit 4680-Akku. Allerdings wurden zunächst nur vereinzelte Exemplare an externe Kunden übergeben, was für zu wenig Batterie-Verfügbarkeit sprach. Erst im Juni nahmen die Auslieferungen aus Texas zu – aber inzwischen hat Tesla auch dort vorübergehend auf die konventionelle Bauweise wie in Grünheide umgestellt (das Foto oben aus der deutschen Fabrik zeigt beide im Vergleich mit dem 4680-Paket im Vordergrund)
Insofern ist kein Wunder, dass Aktionäre zu der Gelegenheit der Q2-Konferenz am Mittwoch viele 4680-Fragen einreichten. Zuerst sollte Musk erklären, was genau er meinte, als er vor kurzem auf Twitter schrieb, das strukturelle Akku-Paket aus den eigenen Batterien sei noch nicht optimiert. Die Architektur mit dem Akku als Teil des tragenden Fahrzeug-Rahmens sei grundsätzlich überlegen, erklärte der Tesla-Chef dazu. Das mache sie schon in ihrer heutigen Form besser als Elektroautos mit Akkus als reinem Zusatz-Gewicht. Dennoch gebe es noch viel zu überarbeiten, nicht nur an dem Batterie-Paket selbst, sondern auch an seiner Integration in den Rest des Rahmens.
Ähnlich äußerten sich Musk und sein Technik-Chef Baglino über die Batterien selbst und die Produktion. Im zweiten Quartal habe Tesla einen wichtigen Prozess für das trockene Beschichten von Elektroden vollständig automatisiert, berichtete Baglino. Das habe bedeutend mehr Produktion und Ertrag in Fremont möglich gemacht – seit März Monat für Monat ein um 35 Prozent erhöhtes Volumen. Deutlich vor Ende 2022 solle die Pilotanlage dort jetzt „1000 pro Woche“ erreichen. Eine Einheit dafür nannte der SVP nicht, aber er dürfte genügend 4680-Batterien für 1000 Model Y gemeint haben, also je nach Akku-Größe etwa 3-4 Gigawattstunden pro Jahr. In der Gigafactory in Texas sind die Batterie-Anlagen laut Baglino jetzt komplett installiert und werden in Betrieb genommen. Die 4680-Produktion dort solle in diesem Quartal beginnen und die Kapazität vor Ende des Jahres höher sein als die in Fremont.
4680-Produktion laut Musk noch nicht wichtig
Doch wie das Paket sind auch die einzelnen 4680-Batterien dafür nur die erste Version, sagte Baglino sinngemäß, als er nach möglichem verstecktem Potenzial in den Model Y mit 4680-Akku aus Texas gefragt wurde. Der Fokus habe auf Einfachheit und Skalierung gelegen, weshalb Tesla noch nicht alle Möglichkeiten des Formats ausschöpfe, erklärte er. Ein Dutzend kleiner Probleme würden den Hochlauf hemmen, ergänzte CEO Musk. Man sei zuversichtlich, sie lösen zu können, auch wenn das bei einem „revolutionären“ Konzept wie diesem schwierig sei. Erst wolle Tesla die Basis in den Griff bekommen und hohes Volumen und Zuverlässigkeit erreichen und die eigene Zelle später rasch weiterentwickeln, um die Energie-Dichte zu erhöhen und die Kosten zu senken.
Auch bei Batterien hat sich Tesla also noch viel mehr vorgenommen. Aber vielleicht, um Aktionäre zu beruhigen, betonte Musk schon in seiner Einleitung zu der Konferenz am Mittwoch, dass dem Unternehmen genügend zugelieferte Batterien für die gesamte Fahrzeug-Produktion im Rest dieses Jahres zur Verfügung stehen – und die soll bei Tesla in den verbleibenden Monaten neue Rekord erreichen. 4680 werde im nächsten Jahr wichtig sein, 2022 aber noch nicht, sagte der Tesla-Chef.