Die Elektroautos von Tesla sammeln eine Menge Daten, auf die ihre Besitzer über den Fahrzeug-Bildschirm oder die Hersteller-App zugreifen können – oder auch mit Hilfe von fremder Software, wenn sie bereit sind, darin den eigenen Login-Namen und das Passwort zu hinterlegen. Auch in diesem Fall werden die benötigten Informationen über Server von Tesla abgerufen, aber dieser Zwischenschritt könnte bald überflüssig werden: Tesla hat freie Software veröffentlicht, die direkte Verbindungen zwischen den eigenen Elektroautos und Anwendungen von Dritten unterstützen soll.
Direkter Zugriff auf Tesla-Produkte
Kunden sollen selbst entscheiden können, welche Daten sie mit Dritten teilen und auf welche Weise, heißt es in der Beschreibung des Tesla-Projekts „Fleet Telemetry“ bei der Open-Source-Platform GitHub. Aus diesem Grund habe man ein dezentralisiertes Framework entwickelt, über das Kunden eine sichere und direkte Brücke von Tesla-Produkten zu von ihnen autorisierten Diensten herstellen können. Der Umweg über Server des Unternehmens kann also wegfallen.
Zu den Drittanbietern, die ihn bislang gehen mussten, zählt der App-Entwickler Digital Infrastructure, und dessen CEO zeigte sich auf Twitter angetan von der neuen Möglichkeit. Während alle Welt über den Siegeszug von Superchargern als Standard in den USA rede, sei Tesla mit dem dezentralen Zugriff dem Rest der Branche erneut einen Schritt voraus, schrieb er. Der Umgang mit Daten sei ein riesiges Diskussionsthema, und Tesla nehme darin jetzt die Haltung „dein Auto – deine Daten“ ein.
https://twitter.com/Ajchatham/status/1674484035077152780
Andere Auto-Hersteller seien ohne massive und schmerzhafte Veränderungen ihrer Lieferkette nicht in der Lage, mit Updates ein solches Niveau an Datenschutz und Auswahlmöglichkeiten herzustellen, erklärte @Ajchatham weiter. Als Beleg führte er ein Video-Interview an, in dem der Ford-CEO ankündigt, für die nächste Generation der eigenen Elektroautos werde man die Software erstmals selbst schreiben. Tesla dagegen ist laut @Ajchatham selbst ein Software-Unternehmen und geht entwicklerfreundlich vor, indem es sich selbst als mögliche Blockade aus dem Spiel nimmt.
Flotten verwalten und Robotaxis steuern
Wie weit die Zugriffsmöglichkeiten über die freie Server-Software von Tesla reichen werden, ist noch nicht klar. Das Github-Projekt ist derzeit als Version 0.0.5 gekennzeichnet, also in einem frühen Stadium. Grundsätzlich müsste es aber sogar möglich sein, nicht nur Daten aus einem Elektroauto abzurufen, sondern auch Anweisungen für seine Steuerung zu schicken, wenn Tesla das zulässt – vielleicht wenn irgendwann ganze Flotten davon als autonome Taxis unterwegs sind, die sich gelegentlich festfahren. In einer weniger fernen Zukunft könnte die Server-Lösung die Verwaltung von Miet- und Firmenfuhrparks mit Teslas erleichtern und neue App-Funktionen für Privatleute bringen.