Seit dem von ihm massiv unterstützten Wahlsieg von Donald Trump ist Elon Musk rapide reicher geworden, denn seine Nähe zum designierten US-Präsidenten sorgte für einen steilen Anstieg der Tesla-Aktie. Am Montag legte sie ein weiteres Mal um rund 3,5 Prozent auf 357,09 Dollar zu – nach Börsenschluss aber folgte ein Dämpfer: Ein Gericht im US-Bundesstaat Delaware, in dem Tesla früher seinen rechtlichen Sitz hatte, urteilte wie schon im Januar, dass das 2018 beschlossene Vergütungspaket für den Tesla-Chef mit einem hohen Milliarden-Volumen nicht rechtmäßig ist. Die erneute Billigung durch die Aktionäre im Juni änderte also nichts daran. Musk kritisierte die Entscheidung, und Tesla als sein Arbeitgeber kündigte Berufung dagegen an.
Neuabstimmung über Musk-Bonus hilft nicht
Als das Musk-Paket im Jahr 2018 beschlossen wurde, war es bereits beispiellos. Es sieht vor, dass der CEO kein festes Gehalt bekommt, aber über Aktien-Optionen massiv profitieren kann, wenn das Unternehmen geschäftlich und an der Börse bestimmte Meilensteine erreicht. Auf diese Weise sicherte sich der CEO lange vor Ende der Laufzeit das Recht auf verbilligte Aktien, die zusammen 12 Prozent der Tesla-Anteile von 2018 ausmachen. Das trug entscheidend dazu bei, Musk schon vor Jahren zum reichsten Menschen der Welt zu machen. Doch im Januar entschied das Gericht auf Antrag eines Kleinaktionärs, dass Tesla die Bonus-Regelung kippen muss.
Darauf reagierte Musk erwartungsgemäß verstimmt. Er kündigte eine Verlegung des Tesla-Rechtssitzes nach Texas an. Das Unternehmen organisierte außerdem eine neue Abstimmung seiner Aktionäre über den alten Bonus-Vorschlag. Schon bei der ersten war eine große Mehrheit dafür gewesen, was für das Gericht aber nicht relevant war, weil Tesla nicht korrekt über das Zustandekommen informiert habe. Vor dem neuen Votum wurde das nachgeholt, und im Juni sprachen sich Tesla-Aktionäre erneut klar für den Musk-Bonus aus.
Laut der am Dienstagabend veröffentlichten neuen Delaware-Entscheidung kann es bei der Regelung von 2018 aber trotzdem nicht bleiben. Die Tesla-Anwälte seien zwar zahlreich und kreativ gewesen, hätten mit ihren Theorien aber gegen geltende Rechtsprechung verstoßen, heißt es darin. Eine Neuabstimmung könne nicht als Argument in einem Fall herangezogen werden, der vorher schon entschieden worden sei. Und selbst wenn dies anders wäre, würden fehlerhafte Angaben im Tesla-Material dazu eine ratifizierende Wirkung immer noch verhindern.
Tesla kündigt Berufung gegen Urteil an
Damit ist klar, dass sich das Gericht weder vom öffentlichen Druck durch den Tesla-CEO und ihm treue Aktionäre noch von der Neubestätigung im Juni umstimmen ließ. Musk selbst zeigte sich auf X alles andere als einverstanden damit. Abstimmungen in Unternehmen sollten von Aktionären kontrolliert werden, nicht von Richtern, schrieb er allerdings relativ milde. Der X-Account von Tesla bezeichnete die Entscheidung des Gerichts kurz nach Erscheinen als falsch und kündigte an, dagegen in Berufung zu gehen.
Shareholders should control company votes, not judges https://t.co/zRsWGjC2hG
— Elon Musk (@elonmusk) December 3, 2024
Das ist laut einem Bericht von Reuters möglich, sobald das endgültige Urteil veröffentlicht ist, was noch diese Woche geschehen könne. Das Berufungsverfahren vor dem Supreme Court von Delaware könne sich dann ein Jahr lang hinziehen. Mehrere Monate dürfte also Unsicherheit über die Vergütung des Tesla-CEO herrschen, und das ist nicht nur für ihn selbst relevant: Schon vor der Delaware-Entscheidung im Januar hatte Musk gewarnt, mit weniger als 25 Prozent Stimmanteil würde er sich „unwohl“ dabei fühlen, Tesla führend bei KI und Robotik zu machen, und solche Produkte deshalb lieber außerhalb entwickeln. Ohne die Bonus-Optionen hat er derzeit rund 13 Prozent der Tesla-Aktien.
Neues Optionspaket wäre teuer für Tesla
Sollte es bei dem Urteil bleiben, besteht also die Gefahr, dass Musk sich nicht mit voller Kraft für KI-Erfolge bei Tesla einsetzt, in denen nach seiner Darstellung die eigentliche Zukunft des Unternehmens liegt. Theoretisch könnte es als Abhilfe ein neues Paket für Musk mit denselben Konditionen vorschlagen und dann annehmen lassen. Dabei besteht allerdings das Problem, dass Tesla-Aktien heute viel mehr kosten als 2018. Entsprechend höher wäre der Wert der Optionen für Musk zum alten Festpreis von 23,34 Dollar pro Aktie, sodass Tesla viel höhere Abschreibungen dafür vornehmen müsste. Um 25 Milliarden Dollar statt zuvor 2,6 Milliarden Dollar würde der Gewinn nach früheren Angaben des Unternehmens dann gedrückt, und seitdem ist der Tesla-Kurs noch deutlich gestiegen.
Die bekräftigte Entscheidung sorgte wie schon die erste für Empörung bei Tesla-Aktionären, die sich von dem Gericht ignoriert fühlen. In einer anderen Hinsicht können sie jedoch zufriedener sein. Die Anwälte des Klägers hatten als Honorar die enorme Summe von 5,6 Milliarden Dollar in Aktien gefordert. Das bezeichnete die zuständige Richterin in einem Fall um überhöhte Vergütungen als „mutig“, auch wenn die Berechnung grundsätzlich der herrschenden Praxis entspreche. Das Ergebnis sei aber der Höhe nach nicht zu rechtfertigen, weshalb die Anwälte für ihren „totalen Sieg“ jetzt lediglich 345 Millionen Dollar bekommen sollen.