Das wohl größte Vorurteil, das Kritiker gegen Elektroautos ins Feld führen, ist die angebliche Unmöglichkeit, damit lange Strecken schnell und problemlos zu bewältigen. Um zu überprüfen, ob etwas daran ist, hat teslamag.de eine lange Rundfahrt durch Deutschland mit dem kleinsten Tesla Model 3 unternommen. Wir besuchten mit dem Tesla Model 3 SR+ insgesamt fünf Freizeit-Parks, legten mehr als 2000 Kilometer zurück und testeten dabei, wie die aktuelle Infrastruktur für E-Autos aufgestellt ist und welchen Planungsaufwand man in einem Tesla für derartige Strecken betreiben muss. In diesem ersten Teil geht es um den erfreulich niedrigen Verbrauch des kleinsten Tesla, weitere Beiträge in den nächsten Tagen werden sich mit Reichweiten-Angst, Laden in der Großstadt, Kosten und Problemen am Supercharger beschäftigen.
Tesla Model 3 mit Gepäck und 3 Personen
Als Testfahrzeug diente ein neues Tesla Model 3 SR+. Das Fahrzeug beschleunigt in 5,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h, kommt auf bis zu 225 km/h und schafft laut WLTP knapp 400 km. Unser Ziel war es, nicht deutlich langsamer als herkömmliche Verbrenner unterwegs zu sein; wo es möglich und erlaubt war, fuhren wir mit 130 km/h samt Autopilot. Langsam waren wir daher jedenfalls nicht. In dem Elektroauto saßen dabei zwei Erwachsene und ein Kind. Insgesamt waren mit Gepäck rund 230 Kilogramm zusätzliches Gewicht im Fahrzeug. Zu Beginn der großen Fahrt luden wir an der heimischen Wallbox auf 100 Prozent. Laut einer Anzeige im Tesla selbst soll man diesen Ladezustand nicht allzu oft verwenden. Außerdem ist dadurch die Rekuperation eingeschränkt – erst ab ca. 90 Prozent Akku-Stand war wieder das übliche Ein-Pedal-Fahren im Model 3 möglich.
Als erstes Ziel wurde der Playmobil-Funpark in Zirndorf angesteuert. Die Strecke dorthin war rund 280 Kilometer lang, weshalb das Model 3 einen ersten Ladestopp am Tesla-Supercharger in Münchberg vorsah. Auf dem Weg dorthin zeigte sich aber, dass die Berechnungen des Tesla mit einem zu hohen Verbrauch erfolgten, wodurch sich die Ladezeit am Supercharger deutlich verringerte. Nur knapp 15 Minuten wurde der Slot daher belegt. Das war gerade genug, um in der nahegelegenen Tankstelle zur Toilette zu gehen und ein Eis zu essen – mit Kind im Grunde perfekt. Der zu hoch angenommene Verbrauch für die Berechnungen der Fahrtstrecken zog sich den kompletten Test hindurch. Problematischer wäre natürlich der umgekehrte Fall.
Park nicht auf Elektroautos vorbereitet
In Zirndorf beim Playmobil-Funpark vor Ort zeigte sich, dass die Anbieter solcher Zentren noch nicht recht auf die stetig zunehmende Elektromobilität eingestellt sind (eine Ausnahme bildet hier der Heidepark Soltau, dazu später mehr). Nur eine einzelne Ladesäule war dort verfügbar – aber von einem Hybridauto belegt. Trotzdem konnten wir laden: Die sehr freundlichen Mitarbeiter stellten eine herkömmliche Schuko-Steckdose zur Verfügung, die immerhin rund 3 Kilowatt hergab. Nach dem Park-Besuch schliefen wir in einem örtlichen Hotel und konnten, ohne dass wir vorab danach suchten, in nur 200 Metern Entfernung an einem von vier Ladepunkten laden. Nicht praktisch, aber durchaus verständlich: Laut den Schildern durfte man dort nur vier Stunden laden, selbst in der Nacht. Jedenfalls war unser Tesla Model 3 am nächsten Tag wieder zu 100 Prozent voll.
Schon auf der ersten Etappe zeigte sich deutlich: Eine Freizeit-Reise mit einem Tesla ist extrem einfach. Ja, man muss laden, aber wann und wo wird von Anfang an in die Reiseberechnung des Tesla-Navis einbezogen. Ganz ohne Reichweiten-Angst zumindest auf dem Land kommt man aber doch noch nicht weiter, wie wir im nächsten Teil berichten werden.