Knapp zwei Monate nach der Vorstellung hat Tesla am Freitag die ersten aufgefrischten Model Y ausgeliefert – für manche Kunden direkt auf dem Gelände der deutschen Gigafactory (s. Foto). Nach schwachen Tesla-Verkäufen im Januar und Februar könnte dieses Elektroauto eine Trendwende bringen, aber vorerst senkten Analysten ihre Prognosen, und die Aktie fiel weiter. Gleichzeitig eskalierten Proteste gegen CEO Elon Musk in seiner Funktion als Trump-Berater. Der chinesische Elektroauto-Marktführer BYD will mit Tesla an einem Strang ziehen. Seine Blade-Akkus sind laut einer Analyse technisch ungefähr gleichauf mit den 4680-Batterien des US-Unternehmens.
Tesla-Verkäufe bislang schwach
Nach dem von Musk nach Kräften unterstützten Wahlsieg von Donald Trump im November 2024 kannte die Aktie von Tesla zunächst fast kein Halten. Bis Mitte Dezember verdoppelte sich der Kurs beinahe auf das neue Schlusshoch von 479,86 Dollar, und viele Analysten erhöhten ihre Kursziele über dieses Niveau. Stattdessen ging es jedoch wieder abwärts, insbesondere nachdem der Tesla-Chef zur Trump-Amtseinführung eine Geste zeigte, die an einen Hitler-Gruß erinnerte. Anfang Januar hatte Tesla zudem unter den Erwartungen und dem Vorjahr liegende Verkaufszahlen für 2024 veröffentlicht; wenig später wurde eine Musk-Prognose für 20-30 Prozent Wachstum in diesem Jahr nicht wiederholt.
Auch die bisherigen Zahlen für 2025 sehen nicht nach der im Q4-Bericht angekündigten Rückkehr zu steigenden Tesla-Verkäufen aus. Im Januar nahmen sie im Jahresvergleich europaweit um 45 Prozent ab. Der Februar brachte in Deutschland ein Minus von sogar 76,3 Prozent, wie das Kraftfahrt-Bundesamt am Mittwoch mitteilte. In China, wo Tesla in 2024 gegen den weltweiten Trend zulegen konnte, waren lokale Verkäufe plus Exporte in den ersten beiden Monaten dieses Jahres rund 29 Prozent niedriger als Anfang 2024, berichtete am Dienstag CnEVPost.
Analysten uneins über Tesla-Aktie
Die Investmentbank Goldman Sachs nahm das in der zurückliegenden Woche zum Anlass, ihr vorheriges Tesla-Kursziel von 345 Dollar auf 320 Dollar zu reduzieren. Für das gesamte erste Quartal erwarten die Analysten laut investing.com jetzt 375.000 ausgelieferte Elektroautos, weniger als vor einem Jahr, als Tesla knapp 387.000 Verkäufen verzeichnete. Mit Blick auf die Software FSD für zukünftig autonomes Fahren schrieb Goldman von Fortschritten mit der aktuellen Version 13. In China, wo Tesla Ende Februar FSD-Funktionen einführte, werde sich das aber nicht unbedingt auszahlen, weil lokale Konkurrenten ohne Aufpreis ähnlich gute Assistenten bieten.
Am Freitag schloss die Tesla-Aktie nach einem kurzen Einbruch mit einem Minus von 0,3 Prozent bei 262,67 Dollar. Damit ist sie wieder fast auf das Niveau von vor dem Trump-Sieg zurückgefallen. Jedoch gibt es weiterhin auch entschieden optimistische Banken: Wedbush Securities blieb am Freitag bei der Prognose von 550 Dollar pro Tesla-Aktie und nahm sie in ihre Liste der besten Kauf-Ideen auf. Schon mehrere Male habe negative Stimmung die einzigartige Tesla-Story überschattet, schrieb der zuständige Analyst Dan Ives. Nach seiner Einschätzung bedrohe das politische Musk-Engagement weniger als 5 Prozent der globalen Verkäufe.
Proteste gegen Musk eskalieren
Ab März dürfte sich abzeichnen, ob eher die Skeptiker richtig liegen oder die Optimisten. Denn in China schon Ende Februar und in Europa am Freitag begannen die Auslieferungen des optisch und technisch aufgefrischten Model Y, das den Großteil der Tesla-Verkäufe ausmacht. Das Unternehmen äußerte sich bislang nicht offiziell zur Resonanz darauf. Aus China hieß es am Donnerstag jedoch unter Berufung auf Insider, seit der lokalen Einführung in der zweiten Januar-Woche seien 200.000 Bestellungen für das neue Model Y eingegangen.
Zudem betreibt Tesla neuerdings Image-Werbung auf X: Am Donnerstag erinnerte das Unternehmen an seine lange nicht mehr erwähnte „Mission“, nämlich den Übergang zu nachhaltiger Energie weltweit zu beschleunigen. Ein Video zu dem Thema hob zusätzlich die Arbeit an autonomem Fahren und humanoiden Robotern hervor. CEO Musk stellte nach zahlreichen Fällen von Vandalismus gegen Elektroautos von Tesla unterdessen eine Erweiterung des Wächter-Modus in Aussicht: Das Auto könne hupen, wenn es solche Angriffe erkennt, schrieb er.
We are Tesla
We’re not just creating products people love – we’re creating a movement for sustainable energy, for everyone pic.twitter.com/tGg9zacX1x
— Tesla (@Tesla) March 7, 2025
Insbesondere in den USA scheinen sie zuzunehmen, weil Musk sich und Tesla mit seinem Durchgreifen in der Administration unbeliebt macht – jedenfalls bei Demokraten-Anhängern, während die Kaufneigung von Republikanern laut einer aktuellen Umfrage zunimmt. Immer wieder gibt es friedliche und weniger friedliche Proteste vor Tesla-Filialen in mehreren Bundesstaaten. Die Washington Post zählte bis Samstag mehr als ein Dutzend gewalttätige oder zerstörerische Aktionen seit der Trump-Einführung. Unter anderem wurde eine Supercharger-Station in Massachusetts in Brand gesetzt. Tesla meldete dazu auf X, sie innerhalb von 48 Stunden wieder funktionsfähig gemacht zu haben.
Tesla plant 3. Megapack-Fabrik
Ein in dem Image-Video von Freitag ebenfalls gezeigter Bereich ist das Geschäft mit stationären Speichern, das anders als das mit Elektroautos auch 2024 gewachsen ist. Hier scheint es Tesla nicht an Nachfrage zu fehlen, und für mehr Angebot sorgen neue Fabriken speziell für den Großspeicher Megapack. Die erste entstand ab 2021 in Kalifornien, im Februar wurde in China offiziell die zweite in Betrieb genommen. Und am Mittwoch wurde bekannt, dass Tesla seine angekündigte dritte Megapack-Fabrik nahe Houston im US-Bundesstaat Texas bauen will.
Der große Konkurrent auch in diesem Bereich ist BYD, das zudem bereits im großen Stil eigene Batterie-Zellen für Elektroautos wie stationäre Speicher produziert. Stella Li, Executive Vice President des chinesischen Unternehmens, sieht sich allerdings auf der gleichen Seite wie Tesla, wie sie jetzt in einem Interview mit der Financial Times sagte: Der gemeinsame Feind seien Verbrenner-Autos, und um die Branche zu verändern, müsse man zusammenarbeiten. Trotz Handelsspannungen mit den USA sei China offen dafür, Technologien für Elektroautos und autonomes Fahren zu teilen.
BYD Blade und Tesla 4680 in Studie
Tatsächlich hat Tesla eine Zeitlang bereits Akku-Pakete von BYD für Model Y aus der deutschen Gigafactory eingesetzt. Sie ermöglichen eine neuartige Bauweise, für die Tesla eigentliche eigene Batterien im 4680-Format verwenden wollte. Nach kurzer Produktion von Model Y mit solchen Akkus zum Start der Gigafactory in Texas kommen sie derzeit nur im Cybertruck zum Einsatz und scheinen auch für das überarbeitete Model Y nicht vorgesehen zu sein. Doch die Arbeit an erhöhter und verbesserter 4680-Produktion geht weiter, und auch andere Lieferanten wie LG Energy dürften bald damit beginnen.
Die Unterschiede zwischen Akkus aus eckigen Zellen im „Blade“-Format von BYD und solchen mit den runden Tesla-Zellen haben sich jetzt deutsche Forscher näher angesehen. Laut einer Presse-Mitteilung setzen die beiden Unternehmen bei ihren Batterien unterschiedliche Schwerpunkte – Tesla eher bei hoher Energie-Dichte und Leistung, BYD bei Volumen-Effizienz und kostengünstigen Materialien. Eine Gemeinsamkeit ist, dass beide kein Silizium für die Anode verwenden, was die Forscher überraschte. Beide Ansätze werden ansonsten als hochgradig innovativ bezeichnet. Insgesamt sei die BYD-Batterie effizienter, weil sie das Wärme-Management erleichtere.