Manchmal fühle er sich wie der Pressesprecher von Tesla, sagte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach, nachdem das selbst eher verschwiegene Unternehmen Grünheide in dem Bundesland als Standort seiner europäischen Gigafactory gewählt hatte. Tatsächlich war er in das Projekt schon involviert, bevor es öffentlich wurde, wie der Minister selbst mit einer Erinnerung an einen Überflug mit einer Tesla-Delegation im September 2019 dokumentierte. Seitdem sagte er ihm mehrfach einen baldigen Start voraus. An den restlichen Tagen von 2021 und den ersten von 2022 ist die dafür nötige Genehmigung nicht mehr zu erwarten, doch in der Woche vor Weihnachten erklärte Steinbach erneut, er bleibe optimistisch und erwarte, dass die Produktion „bald“ beginnen kann.
Fahren Sie ein Elektroauto? Wenn ja, welches und warum? Wenn nein, bitte ebenfalls Modell und Grund nennen.
Ich habe mich nach einiger Abwägung für die Plugin-Hybrid-Technologie entschieden, einen Mercedes E 300 de mit Baujahr 2021. Es ist zwar kein reines Elektroauto, absolviert aber viele meiner Fahrten dennoch emissionsfrei.
Was ist das Beste und das Nervigste an diesem (Elektro)auto?
Ich mag die Geräumigkeit des Wagens. Da ich so viel unterwegs bin und entsprechend auch viel im Auto arbeite, weiß ich das sehr zu schätzen. Was besser sein könnte, ist das Laden im aktiven Fahrbetrieb. Die Möglichkeiten der Rekuperation sind da noch vergleichsweise gering.
2021 wurden voraussichtlich an die 350.000 reine Elektroautos in Deutschland verkauft. Wie viele werden es 2022 sein?
Den Blick in die Glaskugel will ich nicht werfen. Deutschlandweite Verkaufszahlen könnten wir aus Brandenburger Perspektive auch gar nicht benennen.
Was müsste passieren, damit schon 2025 niemand in Deutschland mehr ein Auto mit Verbrennungsmotor kaufen will, und wäre das positiv?
Uff, in Sachen Geschwindigkeit haben wir von Tesla ja einiges gelernt – aber 2025? Das steht ja quasi schon vor der Tür. Bei allem Willen zur Beschleunigung – so schnell werden wir jahrzehntelange Gewohnheiten und Überzeugungen nicht aufgebrochen bekommen. Doch sollten wir alles dafür tun, die E-Mobilität schnell voranzubringen – damit E-Autos wie nebenbei ganz selbstverständlich die meistgefahrenen Autos auf den Straßen werden können.
Hatten Sie zu irgendeinem Zeitpunkt seit der Ankündigung durch Elon Musk Ende 2019 die ernsthafte Sorge, dass es mit der Tesla-Fabrik in Ihrem Bundesland doch nichts wird?
Ich war immer überzeugt davon, dass wir zusammenkommen und hatte dafür gute Gründe: Die professionelle und vertrauensvolle Zusammenarbeit auf allen Seiten – mit Tesla, mit Elon Musk selbst wie auch mit seinem Team. Und auch auf Seiten der Landesregierung, mit den beteiligten Ministerien, dem Ministerpräsidenten und unserer Wirtschaftsförderung. Für eine Industrieansiedlung in dieser Größenordnung und Zeit braucht es ein verlässliches Miteinander, um alles gut diskutieren zu können.
Was war die größte Herausforderung in Zusammenhang mit der Ansiedlung von Tesla und welche kommt noch?
Die Geschwindigkeit, so erlebe ich das, kann ebenso beeindruckend wie überfordernd wirken. Ein Riesenwerk, nur über vorläufige Erlaubnisse gebaut, ist in Deutschland außergewöhnlich. Sonst laufen solche Prozesse nacheinander, nicht gleichzeitig. Nach dem Produktionsstart und wenn die Fabrik größer wird, muss die Infrastruktur mitwachsen. Beschäftigte werden in die Region ziehen oder jeden Tag pendeln, Produktionsteile und Autos geliefert, kurz: Der Verkehr nimmt zu. Das alles muss geregelt werden und daran arbeiten wir in der Landesregierung.
Nach Berichten wollte sich Brandenburg mit einem dreistelligen Millionenbetrag an der Förderung für die Batterieproduktion in Grünheide beteiligen, aber Tesla will das Geld nicht: Was geschieht stattdessen damit?
Der Landesanteil der Förderung sollte im Rahmen des Zukunftsinvestitionsfonds als Kofinanzierung beigesteuert werden. Er verbleibt als planerische Summe im Zukunftsinvestitionsfonds und wird für andere Projekte zur Verfügung stehen, die den Kriterien dieses Fonds entsprechen. Aus Sicht des Wirtschaftsministeriums sollten die Mittel auch weiterhin für industriepolitische Vorhaben zur Verfügung stehen.
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Alle Beiträge in unserer Reihe „7 Köpfe, 7 Fragen“:
Wie wird die Qualität des deutschen Model Y, Tesla-Doktor Ove Kröger? (25.12.)
Wird Elektroauto-Laden 2022 noch teurer, Timo Sillober von EnBW? (26.12.)
Warum fahren Sie so viel Tesla, Hansjörg von Gemmingen-Hornberg? (27.12.)
Was ist schneller als ein Plaid-Tesla, Rennfahrerin Lina van de Mars? (28.12.)
Wie oft haben Sie 2021 an Elon Musk geschrieben, Tesla-Kenner Adrian? (29.12.)
Welches Ihrer Elektroautos ist das beste, Stefan Moeller von nextmove? (30.12.)
Was wird 2022 die größte Tesla-Herausforderung, Minister Steinbach? (31.12.)