Erst kam Tesla, dann eine Reihe von reinen Elektroauto-Startups – und jetzt sind offenbar die klassischen Autohersteller dran. Bei der Tesla-Aktie begann gegen Ende 2019 ein zunächst unaufhaltsam erscheinender Anstieg bis knapp unter 900 Dollar, der fast genau bis Ende Januar 2021 anhielt. Etwa ab der zweiten Jahreshälfte 2020 zog Tesla zudem Startups wie BYD, Li Auto oder Nio aus China mit. Seit Februar aber zeigt sich Tesla an der Börse ähnlich schwach wie die Chinesen, während die Aktien von etablierten Hersteller, die jetzt ebenfalls auf Elektroautos setzen, Gewinne verzeichnen.
Tesla zieht Startups mit hoch – und herunter
Am Mittwoch hatte die Tesla-Aktie im Vorfeld der Veröffentlichung von Zahlen zu Produktion und Auslieferungen im ersten Quartal 2021 zur Abwechslung einen starken Tag, verlor am Donnerstag aber wieder leicht. Seit Jahresanfang liegt sie damit mehr als 5 Prozent im Minus und seit dem bisherigen Höchstkurs Ende Januar 25 Prozent. Ebenso befinden sich die Kurse von BYD, Li und Nio (sowie die von Elektroauto-Startups aus den USA) aktuell unter ihrem Niveau von Ende 2020 und erst recht Januar 2021 – und zwar meist noch viel deutlicher als bei Tesla.
Fast spiegelbildlich dazu begann in diesem Jahr eine Aufwärtsentwicklung bei alten Autoherstellern, die einer nach dem anderen ebenfalls weit reichende Elektro-Pläne ankündigen und umzusetzen beginnen. An der Börse vom Rest des Marktes abgesetzt hat sich dabei mit Volkswagen das Unternehmen, das Tesla hinsichtlich Elektroautos sowie deren Software und Produktion geradezu nacheifert: Die Aktie stieg seit Anfang Januar um rund 80 Prozent, etwa die Hälfte davon seit Mitte März, als VW einen Power Day zu seinen Akku-Plänen veranstaltete, der offensichtlich von Teslas Battery Day im Herbst 2020 inspiriert war.
Aber Volkswagen ist weder der einzige Autohersteller, der verschärft auf Tesla-Kurs geht, noch der einzige, dessen Aktie davon profitiert. BMW hat sich von Wasserstoff-Autos zwar immer noch nicht verabschiedet, bringt aber vorher eine Reihe neuer Batterie-Modelle. Nach aktuellen Aussagen von CEO Oliver Zipse ist das nicht etwa zu spät, sondern genau rechtzeitig. An der Börse hat BMW in 2021 bislang rund 20 Prozent gewonnen.
Alte Hersteller als Elektroauto-Akten
Zwischen diesem deutschen Unternehmen auf zunehmend neuen Wegen und Volkswagen liegen aber noch Ford und General Motors (GM) aus den USA. Ähnlich wie VW in Deutschland scheint GM dabei weiter zu gehen als der Konkurrent aus dem gleichen Land. Ford plant ebenfalls mehr Elektroautos und in Europa ab 2030 sogar ausschließlich, hat aber wie BMW und anders als GM und VW noch keine eigenen Batterie-Ambitionen erkennen lassen.
Wohl vor diesem Hintergrund sagte ein Analyst von JMP Securities jetzt der Nachrichten-Agentur Bloomberg, General Motors und Volkswagen seien unter den klassischen Autoherstellern diejenigen, die am entschlossensten in Richtung Elektroautos gingen. Trotzdem wagte er keine Prognose, ob sich die zuletzt beobachtete Outperformance von klassischen Herstellern an der Börse fortsetzen wird. Am Markt sei inzwischen allgemein akzeptiert, dass Autos elektrisch werden, sagte der Analyst. Aber noch täten sich Anleger schwer dabei, die richtigen Kurse für all die neuen Elektroauto-Aktien zu finden.