In einem langen Kommentar beschäftigt sich die Finanznachrichtenagentur Bloomberg mit Tesla und seiner Bewertung an der Börse. In diesem Januar sei ein Zwerg so groß geworden, dass er jetzt einen Wal überrage, heißt es darin mit Blick auf die Tatsache, dass der Börsenwert von Tesla mittlerweile höher ist als der von Volkswagen als dem größten Autokonzern der Welt. Geschrieben wurde der Beitrag von Matthew A. Winkler, nach den Angaben darin einer der Gründer und 25 Jahre lang Chefredakteur von Bloomberg News.
Dass Tesla Volkswagen an der Börse überholen würde, habe sich schon 2014 abgezeichnet, schreibt Winkler. In jenem Jahr hätten US-Aufsichtsbehörden bestätigt, dass der deutsche Konzern mehr als 10 Millionen Fahrzeuge (ungefähr eine Jahresproduktion) weltweit mit Software für künstlich verbesserte Werte bei Emissionstests ausgestattet habe. Damit habe „der weltweite Marktführer im Grunde gezeigt, dass Wachstum von saubereren Fahrzeugen abhängt und dass er wenn nötig zu Täuschung greifen würde, um vorn zu bleiben“.
Trotz des rapiden Wachstums und der Standort-Expansion mit neuen Gigafactorys in China und bald Deutschland bei Tesla und der Probleme bei Volkswagen sei das deutsche Unternehmen bei Analysten deutlich beliebter, schreibt Winkler weiter. 86 Prozent der von Bloomberg beobachteten Finanzprofis würden die VW-Aktie zum Kauf empfehlen, die von Tesla nur 32 Prozent. Dabei habe Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess persönlich vor kurzem erklärt, dass die Zeit der traditionellen Autohersteller vorbei ist.
Schon in der Vergangenheit hätten Anleger nach der Analyse des Bloomberg-Mitgründers besser daran getan, auf Tesla-Fans oder die wenigen optimistischen Analysten zu hören, die dem Elektroauto-Pionier schon früh eine große Zukunft zutrauten. In den fünf Jahren seit 2015 hätten die zehn größten Autohersteller der Welt Kursgewinnen und Ausschüttungen im Durchschnitt eine Börsen-Gesamtrendite von 30 Prozent erbracht. Volkswagen-Aktionäre dagegen hätten im selben Zeitraum 4 Prozent ihrer Anlage verloren, und Tesla wiederum habe in dieser Hinsicht den Rest der Branche mit 181 Prozent Plus weit hinter sich gelassen.
Als Negativ-Beispiel unter den mit Blick auf Tesla skeptischen Börsenexperten führt Winkler Ryan Brinkman von JPMorgan Chase an. Seit Februar 2015 habe Brinkman die Aktie von Tesla 28-mal nacheinander zum Verkauf empfohlen, während sie um 178 Prozent gestiegen sei.
Colin Rusch von Oppenheimer & Co dagegen sei derzeit der optimistischste Tesla-Analyst und habe die Aktie selbst von August 2018 bis Juni 2019 zum Kauf empfohlen, als sie fast 50 Prozent verlor. Wer den Empfehlungen von Rusch gefolgt sei, hätte damit in den vergangenen 12 Monaten 90 Prozent Gewinn gemacht, schreibt Winkler. Der Unterschied zwischen den beiden Analysten: Brinkam beobachte bei JPMorgan den Autosektor, Rusch dagegen hauptsächlich Aktien aus dem Bereich sauberer Energie.
Rusch sei der einzige Analyst mit der gleichen Meinung wie Volkswagen-Chef Diess, erklärt der frühere Bloomberg-Chefredakteur in seinem Kommentar weiter. Mitte Januar habe er sein Kursziel für Tesla auf 612 Dollar angehoben, weil das Unternehmen eine ausreichende Größe erreicht habe, um auf Dauer einen positiven freien Cashflow zu erzielen. Für Winkler wollte der Analyst damit sagen: „Das Beste für Tesla kommt erst noch.“