Nach dem Quartal ist nicht nur vor dem neuen Quartal, sondern gleich schon darin. Bei Tesla bedeutet das laut Beobachtern, dass sich der Ende März leergeräumte Abstellplatz neben der Fabrik in Fremont wieder füllt und dass Schiffe zum Abholen neuer Export-Autos in die USA zurückkehren. Denn in den ersten drei Monaten 2021 hatte Tesla zwar überraschend mehr Elektroautos produziert und ausgeliefert als je zuvor in einem Quartal, muss diesen Rekord in den restlichen drei Vierteln dieses Jahres aber jeweils noch übertreffen, um 50 Prozent Gesamtwachstum zu erreichen. Laut Analysten kommt es dabei vor allem auf die zweite Jahreshälfte an.
„Tesla-Zahlen zeigen Wachstumsstory“
Dass Tesla im ersten Quartal dieses Jahres weitaus mehr produzieren und verkaufen würde als vor einem Jahr, war erwartet worden, aber nicht in dem am vergangenen Freitag gemeldeten Ausmaß: 184.800 ausgelieferte und 180.338 produzierte Teslas waren jeweils Allzeit-Rekorde, bei den Auslieferungen 109 Prozent mehr als vor einem Jahr. Für die langfristig investierte Anlagefirma Loup Ventures ist das ein Beleg für „eine echte Wachstumsstory“, wie sie in einer Kurzstudie mitteilte. Tesla scheine in den stärker steigenden Bereich seiner S-Kurve einzutreten, was von dem schon erreichten Niveau aus eine Seltenheit sei.
„Hier spielt sich etwas Größeres ab“, hält Loup Ventures deshalb fest. Konkret sei das die Kombination aus der zunehmenden Bereitschaft von Verbrauchern, Elektroautos zu kaufen, und dem Wertversprechen von Tesla. Das Rekord-Wachstum im ersten Quartal sei umso beeindruckender, als fast keine Model S und Model X darin enthalten seien und manche US-Kunden in der Hoffnung auf eine Rückkehr der Elektroauto-Steuergutschrift auch für Tesla abwarten würden.
Piper Sandler on Tesla’s 2H ‘21:
“Choppiness possible […] but we don’t want to overthink things: TSLA is a flagship holding, and we would own the shares.”$TSLA pic.twitter.com/4LhZaTWPbg
— David Tayar (@davidtayar5) April 5, 2021
Das mit 1200 Dollar höchste Kursziel für die Tesla-Aktie unter Profi-Beobachtern hatte schon vor den neuen Daten die Investmentbank Piper Sandler. In einer Reaktion blieb sie dabei und bezeichnete die Q1-Zahlen als „beeindruckend“. Für das zweite Quartal sieht die Bank zwar „Produktionsrisiken“ in Form der neuen Gigafactorys Berlin und Texas nahen, und das könne zu Margen-Druck, Liefer-Verzögerungen und sogar „vorübergehender Vielfachen-Kompression“ (also fallenden Kursen) führen. Man solle aber nicht zu viel darüber grübeln – die Tesla-Aktie sei eine „Flaggschiff“-Position und kaufenswert.
https://twitter.com/neuralnetmatrix/status/1378911584303640577
Die Auszüge aus der Piper-Studie wurden auf Twitter veröffentlicht, ebenso wie aus einer kurzen Stellungnahme von Goldman Sachs. Demnach erwartet die Großbank, dass Analysten insgesamt ihre Prognosen zu den Tesla-Auslieferungen 2021 erhöhen werden. Für das zweite Quartal verweist Goldman Sachs auf mögliche Lieferketten-Störungen bei Chips und erwartet ebenfalls stärkeres Wachstum an dem dritten Vierteljahr. Die Bank rechnet für das Gesamtjahr mit 850.000 Tesla-Auslieferungen und damit bereits mit mehr als der Durchschnitt. 2020 waren es fast genau 500.000 Elektroautos, nach Gerüchten strebt Tesla für dieses Jahr sogar eine Million an.
https://twitter.com/davidtayar5/status/1379054085060632577
Die Bank Morgan Stanley, die Tesla mit einem Kursziel von 880 Dollar weiter zum Kauf empfiehlt, schreibt laut einem weiteren Twitter-Auszug sogar konkret von möglicherweise niedrigeren Tesla-Zahlen im zweiten Quartal im Vergleich zum ersten. Trotzdem spreche das erste Vierteljahr dafür, dass die eigene Prognose von 785.000 Auslieferungen in 2021 zu niedrig sei. Besondere Sorgen für die Elektroauto-Branche allgemein bereite weiterhin mögliche Knappheit bei Batterie-Zellen. Tesla und General Motors seien in dieser Hinsicht allerdings in einer „eigenen Kategorie“ zu betrachten, weil sie konkrete Gegenmaßnahmen einschließlich einer vertikalen Integration der Zellproduktion eingeleitet hätten.