Unter den zwei verbliebenen rein amerikanischen Autokonzernen ist General Motors derjenige, der früher und entschlossener als Ford auf Elektroautos nach dem Vorbild von Tesla setzte. Während Ford erst vor kurzem wissen ließ, auch die Produktion eigener Batterie-Zellen zu prüfen, hat sich GM schon in diesem Frühjahr dafür entschieden. Vergangene Woche gab der Konzern mit großen US-Marken wie Buick oder GMC zudem bekannt, seine Investitionen in Elektroautos noch einmal deutlich zu erhöhen, um damit die Nummer 1 in Nordamerika (also vor Tesla) zu werden. Und schon Mitte des Jahrzehnts will GM eine neue Akku-Chemie verwenden, die bislang noch niemand in den Griff bekommen hat.
GM will Tesla in Nordamerika übertreffen
Bis 2025 will GM jetzt 27 Milliarden Dollar in elektrische und autonome Autos investieren, 35 Prozent mehr als zuvor geplant, teilte das Unternehmen vergangene Woche bei einer virtuellen Investoren-Konferenz mit. Bis Mitte des Jahrzehnts werde man weltweit 30 reine Elektroautos anbieten, sagte CEO Mary Barra, und sie sollen bis dahin 40 Prozent der eigenen Verkäufe ausmachen. Das Unternehmen baue „rasch einen Wettbewerbsvorteil bei Batterien, Software, Fahrzeugintegration und Kundenerfahrung“ auf.
Ob das wirklich einen Vorsprung zum Beispiel gegenüber Tesla bedeutet, ist nicht sicher, aber weiter gab GM bekannt, dass die zusammen mit LG Chem entwickelten Ultium-Batterien Reichweiten von bis zu 450 Meilen (724 km) ermöglichen würden; bislang war hier von 400 Meilen die Rede gewesen. Die eigene Technologie werde von hunderten Patenten und Anträgen darauf unterstützt und werde Elektroautos der Preisgleichheit mit Verbrennern näherbringen, hieß es dazu.
Wenig beachtet wurde angesichts der vielen neuen Zahlen und Pläne eine weitere Angabe von GM bei der Konferenz, wie auf medium.com berichtet wird: Die nächste Generation der eigenen Ultium-Batterien werde ab Mitte des Jahrzehnts eine Lithium-Metall-Anode haben. Das sei „die eigentliche große Nachricht“ der Veranstaltung gewesen.
Anreiz für fast unmögliche Batterien
Ähnlich wie Tesla oder sogar noch stärker scheint sich GM hier fast Unmögliches vorgenommen zu haben. Lithium-Metall sei wegen der enormen Energiedichte seit fast einem halben Jahrhundert der heilige Gral der Batterie-Welt, heißt es in dem Medium-Beitrag weiter. Bislang aber sei es niemandem gelungen, die negativen Seiten dieses Prinzips wie Feuergefahr und Kurzschlüsse in den Griff zu bekommen. Ebenfalls in Richtung Lithium-Metall gehe das Startup Quantumscape mit dem deutschen Partner Volkswagen.
Mit der neuen GM-Anode sollen die Kosten für Elektroauto-Batterien auf Ebene des fertigen Akku-Paketes deutlich unter 100 Dollar pro Kilowattstunde fallen – der Wert gilt als entscheidende Schwelle für preisliche Konkurrenzfähigkeit mit konventionellen Autos. Von dem Medium-Autor befragte Batterie-Experten bezeichneten einen Start mit Lithium-Metall bis 2025 als so gut wie ausgeschlossen – aber nicht völlig: Weil inzwischen enormes Wachstum bei Akkus erwartet werde, gebe es auch genügend Anreize, ein derart komplexes Thema anzugehen, sagte Paul Albertus, Professor an der University of Maryland.