Journalisten online wie offline profitieren inhaltlich erheblich von dem großen öffentlichen Interesse an Tesla und seinem umtriebigen CEO Elon Musk, anders als bei anderen Unternehmen aber nicht auch direkt in Form von Anzeigen. Denn Musk macht, auch wenn er manchmal selbst daraus zitiert, keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen die Medien-Welt, die er als Teil einer Desinformationskampagne darstellt. Als einen der Gründe für die angebliche Negativ-Propaganda hat er schon einmal die Tatsache genannt, dass Tesla anders als der Rest der Auto-Branche keine bezahlte Werbung schaltet. Wie der CEO jetzt mitteilte, könnte sich das aber ändern – aber dann natürlich im speziellen Tesla- und Musk-Stil.
Noch kein Werbe-Bedarf bei Tesla
Neben Medien mag der Tesla-Chef auch die Werbe-Branche nicht, wie er zu diesem Thema bei der Hauptversammlung 2019 sagte. Darin werde zu viel mit Tricks und falschen Assoziationen gearbeitet, was „irgendwie böse“ sei, erklärte er. Hauptsächlich aber gebe Tesla einfach deshalb kein Geld für Werbung aus, weil es nicht nötig sei: Die Elektroautos würden ohnehin schneller gekauft als Tesla mit der Produktion nachkomme, also würden Anzeigen nur zusätzliche Kosten ohne mehr Umsatz bedeuten. Für die diesjährige Hauptversammlung hat ein Anleger vorgeschlagen, eine Werbe-Quote pro verkauftem Tesla einzuführen, was das Management aber nicht unterstützte.
Für alle Zeit ausschließen aber wollte Musk Tesla-Werbung schon im Juni 2019 nicht. Am ehesten könne er sich grundsätzlich sachliche Informationen zur Klarstellung von Falschmeldungen über Tesla vorstellen, sagte er damals. Ähnlich äußerte der CEO sich auch jetzt wieder – und die neuen Aussagen klingen schon etwas konkreter. Dazu würde auch passen, dass Tesla in China derzeit zwar wie im Westen – so weit bekannt – noch keine Anzeigen schaltet, aber zunehmend mit anderen Marketing-Aktivitäten auffällt, zuletzt mit einer mysteriösen Kiste aus einem Video-Spiel vor der lokalen Tesla-Fabrik.
At some point, we should probably do advertising as art/communication/entertainment & to support high quality media
— Elon Musk (@elonmusk) July 21, 2020
„Irgendwann sollten wir wahrscheinlich Werbung machen“, schrieb Musk jetzt auf Nachfrage, nachdem er erklärt hatte, Tesla investiere Geld lieber in Produkte als in Verkauf und Marketing. Doch wenn es so weit ist, will Musk natürlich trotzdem anders bleiben: Anzeigen bei Tesla würden dann „Kunst/Kommunikation/Unterhaltung“ sein und sollten außerdem zur Unterstützung von „hochwertigen“ Medien dienen.
Tesla als neuer Presse-Schreck?
Die ersten drei Punkte würde wahrscheinlich jeder Werbetreibende für sich in Anspruch nehmen, Tesla aber sind sie vielleicht tatsächlich eher zuzutrauen. Heikel dagegen klingt die letzte Aussage, denn damit begibt sich Musk in eine Position, die mit dem deutschen Presserecht nicht gut in Einklang zu bringen ist. Anzeigen-Kunden sollten keinen Einfluss auf die redaktionellen Inhalte nehmen können, lautet ein wichtiges Prinzip. Natürlich versuchen Unternehmen mit großen oder auch kleinen Werbe-Budgets das trotzdem ständig – aber niemand so offen wie bald womöglich Musk mit Tesla.