Ob Tesla ein Auto-Hersteller ist oder ein Technologie-Unternehmen, macht im täglichen Geschäft und für Kunden letztlich keinen Unterschied, an der Börse aber wird heiß über diese Frage diskutiert. Denn dem Tech-Sektor von Apple bis Zoom werden aufgrund seiner Wachstumschancen viel höhere Bewertungen zugestanden, während Industrie einschließlich Autos vorsichtiger eingeschätzt wird. Eine Investment-Bank lenkt vor diesem Hintergrund jetzt das Augenmerk auf das angekündigte Angebot von Tesla für autonome Fahr-Funktionen im Abo: Es könne dafür sorgen, dass Tesla als Technologie-Unternehmen mit dem Kerngeschäft Auto-Verkauf angesehen wird.
Bank glaubt an FSD von Tesla
Darüber berichtet der Blog Electrek, der dazu aus einer neuen Tesla-Studie (des Teams für Auto-Aktien) von Morgan Stanley zitiert. Zunächst einmal spricht die Investment-Bank Tesla darin ihr Vertrauen mit Blick auf die noch ausstehenden Funktionen für autonomes Fahren (Full Self-Driving – FSD) aus: Die großen Mengen an Daten dazu, die Tesla mit seiner schon bestehenden Flotte sammeln könne, würden ein besseres Angebot für Käufer und einen technischen Vorsprung gegenüber anderen Herstellern begünstigen.
Alle Elektroautos von Tesla sind ab Werk mit Kameras und Sensoren ausgestattet, um ihr Umfeld erfassen und es mittels Software für künstliche Intelligenz analysieren zu können. Auf diese Weise können Teslas beispielsweise in den USA schon rote Ampeln und Stopp-Schilder erkennen und darauf reagieren. Die in diesem Jahr eingeführte Funktion ist aber noch sehr vorsichtig, und es stehen weitere Teil-Funktionen aus, um die Lücke zum selbstständigen Fahren von Haus zu Haus zu schließen. Nach neuesten Aussagen von Tesla-CEO Elon Musk soll es bis Ende dieses Jahres technisch so weit sein; zuvor hatte er Ende 2019 genannt.
Viel Potenzial für Tesla-FSD im Abo
Möglicherweise auch wegen dieser Verzögerungen schätzt Morgan Stanley, dass derzeit nur etwa 27 Prozent der Tesla-Käufer die Option FSD dazuwählen. In Europa kostet sie aktuell 6300 Euro und in den USA 7000 Dollar ohne Steuern, aber Musk hat neue Funktionen und deshalb eine weltweite Erhöhung um 1000 Dollar in diesem Juli angekündigt. Wenn die Schätzung der Bank stimmt, würde das bedeuten, dass fast drei Viertel aller verkauften Teslas noch dafür in Frage kämen, den Dienst stattdessen zu abonnieren. Dass ein solches Angebot noch in diesem Jahr kommen soll, hatte der Tesla-CEO Ende April erstmals erwähnt.
Und nach Ansicht von Morgan Stanley könnte es auf großes Interesse stoßen und Tesla an der Börse deshalb endgültig als einer Technologie-Bewertung würdig erscheinen lassen – unter den optimistischsten Annahmen bezeichnet das Team einen Kurs von 2000 Dollar im Jahr 2025 als angemessen. Denn die Hardware- und Internet-Analysten hätten dem Auto-Team berichtet, dass in diesem Bereich ein neuer Umsatz-Strom am Markt verstärkt wahrgenommen wird, wenn er sich 15-20 Prozent des Gesamtumsatzes und 25-30 Prozent des Gewinns nähert. Bei Tesla rechne man zwar nur mit 6 Prozent Umsatz-Anteil von Autopilot und FSD – aber der könne fast 25 Prozent des Bruttogewinns ausmachen.
Bank sieht bis 2000$ für Tesla-Aktie
„Das wäre extrem bedeutend für ein Unternehmen, dessen Kerngeschäft Auto-Verkauf ist“, schreibt Morgan Stanley laut Electrek. Der derzeitige Kursziel für den besten Fall bei Tesla liege bei 1200 Dollar in 2025. Mit einer höheren FSD-Verkaufsquote, höheren Preise dafür oder einem höheren Gewinn-Multiplikator für die korrekte Börsen-Bewertung lasse sich aber auch ein Tesla-Kurs um 2000 Dollar rechtfertigen. Wenn FSD bis Ende dieses Jahres tatsächlich fertig ist, hätten also nicht die darauf wartenden Kunden Grund zum Feiern, sondern auch Tesla-Aktionäre.