Zum dritten Mal hintereinander hat sich in jährlichen Betrachtungen herausgestellt, dass China bei der Lieferkette für Batterien dem Rest der Welt klar voraus ist – und es voraussichtlich auch 2027 noch sein wird. Das teilte vergangene Woche die Energie-Marktforschungsfirma Bloomberg NEF (BNEF) als Ergebnis ihrer neuen Analysen mit. Abgesehen davon gab es Verschiebungen wie etwa das Vorbeiziehen von Kanada am bisherigen Zweitplatzierten USA. Europäische Länder folgen erst dahinter, stehen insgesamt aber immerhin noch vor reinen Rohstoff-Staaten.
China mit 75% weltweiter Batterie-Produktion
Für seine jährliche Rangliste zieht BNEF fünf Faktoren von der Verfügbarkeit von Materialien über die Produktionskapazität bis zur Endnachfrage nach Batterien für Elektroautos oder stationäre Speicher heran. Teil davon sind auch Bewertungen zum Thema ESG und zur Innovationskraft der Industrie im jeweiligen Land. An China mit seinen 75 Prozent Anteil an der weltweiten Batterie-Produktion und 90 Prozent bei Anoden und Elektrolyten kam dabei insgesamt erneut kein anderes Land heran. Einzeln übertroffen wurde China nur bei Industrie-Innovation und vor allem bei ESG.
An zweiten Stelle bei der Stärke von Batterie-Lieferketten weltweit liegt für BNEF in diesem Jahr Kanada – und hat damit die USA überholt. Das Land zählt zu den rohstoffreichsten unter den Industrie-Nationen und gewann jetzt durch vermehrte Aktivität für den Abbau dieser Ressourcen Punkte hinzu. Auch bei ESG und Innovation sehen die Energie-Marktforscher Stärken, während Kanada nur relativ wenig Batterie-Produktionskapazität und -Endnachfrage hat. In den USA ist dagegen die Nachfrage hoch und mehr Kapazität geplant, aber Rohstoff-Verfügbarkeit und ESG sind weniger ausgeprägt.
In den USA hat laut BNEF das Konjunktur-Paket Inflation Reduction Act (IRA) großen Einfluss auf die Batterie-Situation – sowohl auf der Nachfrage-, als auch auf der Angebotsseite. Denn es enthält zum einen direkte Kauf-Subventionen für Elektroautos, zum anderen aber auch großzügige Steuer-Gutschriften für die heimische Batterie-Produktion. Laut einer Mitteilung zu dem Lieferketten-Ranking sind US-Unternehmen derzeit dabei, sich an die IRA-Bedingungen anzupassen, um möglichst stark davon zu profitieren. Tesla etwa verlegt offenbar geplante Batterie-Produktion von Deutschland in die USA und verkauft in Taiwan keine Model 3 mehr, die bislang aus Kalifornien dorthin kamen.
Deutschland hinter Finnland und Norwegen
Erst nach China, Kanada und den USA folgt in dem BNEF-Ranking mit Finnland das erste europäische Land – mit relativ wenigen Rohstoffen und noch weniger Batterie-Fabriken sowie keiner hohen Elektroauto-Nachfrage, aber Bestwerten bei ESG und Innovation. Norwegen ragt ebenfalls bei diesen beiden Punkten heraus, und dann folgt auch schon Deutschland. Kaum Rohstoffe stehen hier gute Werte vor allem bei ESG und der Nachfrage nach fertigen Batterien gegenüber. Allein bei der Produktion sieht BNEF Deutschland ebenfalls auf Platz 6 – Tesla und andere Unternehmen haben große Batterie-Fabriken angekündigt, eine von CATL ist bereits teilweise in Betrieb. Länder mit reichlich Rohstoffen wie Brasilien, Indonesien oder Argentinien erreichten dagegen insgesamt keine hohen Platzierungen, weil sie bei den übrigen Punkten schlecht abschnitten.