Ford muss sparen, und der chinesische Elektroauto-Hersteller BYD wächst in dem atemberaubenden Tempo von verdreifachten Verkäufen im vergangenen Jahr – und beides zusammen könnte zu einem interessanten Geschäft führen: Laut einem Bericht wollen die beiden Unternehmen kommende Woche über den Verkauf des Ford-Werks im deutschen Saarlouis an BYD verhandeln. Ähnlich wie Tesla mit seiner selbst gebauten Gigafactory bei Berlin könnte sich der schnelle chinesische Verfolger also eine Präsenz im Auto-Land Deutschland sichern.
BYD hat es „auf Tesla abgesehen“
Von dem möglichen Geschäft erfuhr laut einem Bericht von diesem Dienstag das Wall Street Journal (WSJ) von informierten Personen. Demnach wollen Vertreter des deutschen Ford-Managements nächste Woche nach China reisen, um dort mit BYD zu verhandeln. Nähere Informationen sickerten laut WSJ zunächst nicht durch, und dass es zu einem Abschluss kommt, sei nicht sicher.
In der Fabrik in Saarlouis wird derzeit der Ford Focus produziert, was aber 2025 enden soll. BYD könnte sich also keine hochmoderne Elektroauto-Fabrik sichern, aber immerhin einen deutschen Standort – und müsste sich wegen der schon etablierten Produktion vielleicht weniger mit Genehmigungen plagen als Tesla mit seinem Neubau-Projekt in Grünheide. Schon Ende 2019 feierte Ford die Produktion des 15-millionsten Autos in Saarlouis.
Neben BYD seien auch andere Auto-Hersteller sowie Finanzinvestoren an dem deutschen Werk interessiert, berichtet das WSJ weiter. Nachdem das Unternehmen im vergangenen Jahr seine Verkäufe von NEVs (je etwa zur Hälfte reine Elektroautos und Plugin-Hybride) vor allem in China um 209 Prozent auf 1,86 Millionen gesteigert hatte, drängt es verstärkt auf westliche Märkte. Seit Herbst 2022 sind drei reine Elektroautos von BYD in Deutschland zu bestellen, und wenig später wurde von einer Händler-Konferenz berichtet, das chinesische Unternehmen habe sich für den deutschen Markt schnelles Wachstum vorgenommen und es „voll auf Tesla abgesehen“.
Ford investiert in Köln statt Saarlouis
Nach Ford-Angaben beträgt die Kapazität des Werks Saarlouis 1860 Fahrzeuge pro Tag im Drei-Schicht-Betrieb. Laut einem Bericht von Bloomberg arbeiten dort aktuell etwa 4600 Personen – und in ganz Europa wolle Ford laut IG Metall 3200 Stellen streichen, allerdings vor allem in Entwicklung und Verwaltung. In den USA hat das Unternehmen etwa den gleichen Job-Abbau schon hinter sich. Das gesparte Geld soll für Elektroauto-Investitionen verwendet werden, für die Ford in Deutschland aber das größere Werk Köln statt Saarlouis ausgesucht hat.