Wenn der alte Kontinent ein Unternehmen hat, das man mit viel gutem Willen als europäisches Tesla bezeichnen könnte, dann ist es Rimac. Das von einem kroatischen Auto-Fan gegründete Unternehmen konzentriert sich auf reine Elektroautos im sportlichsten Markt-Segment, für die es eigene Akku-Packs und Antriebe entwickelt. Viele andere Auto-Hersteller wie Porsche oder auch Kia haben diese kroatische Tesla-Kompetenz erkannt und sich beteiligt oder kooperieren. Und wie jetzt berichtet wurde, will Volkswagen noch mehr von Rimac – und soll als Preis dafür die Marke Bugatti anbieten.
Tesla Roadster schlägt Bugatti
Mit Bugatti hatte Volkswagen Ende der 1990er Jahre eine traditionsreiche, aber vorher eigentlich schon erledigte Marke übernommen. Der Über-Sportwagen Bugatti Veyron mit 16 Zylindern sorgte dann noch einmal für Aufsehen, ebenso wie 2016 der noch schnellere Chiron. Ende 2017 aber stellte Tesla den neuen Roadster vor, der laut CEO Elon Musk „vernichtend“ viel besser sein soll als jeder Verbrenner. Tatsächlich hängt der Tesla Roadster laut den bislang angegebenen Daten auch Bugatti in jeder Hinsicht ab – und soll nur einen Bruchteil kosten.
In diesem Umfeld beschäftigte sich Bugatti auch mit Hybrid-Modellen und sogar einem reinen Elektroauto, doch konkrete Pläne dazu wurden bislang nicht bekannt – während der Mutter-Konzern Volkswagen mit Porsche Taycan und dann dem VW ID.3 mittlerweile auch auf Tesla-Terrain vordringt. Und jetzt scheint er beschlossen zu haben, mit Bugatti dabei die Abkürzung über Rimac zu nehmen: Wie das britische Magazin Car berichtet, hat der VW-Vorstand den Verkauf an Rimac beschlossen und will dafür aber kein Geld haben, sondern einen höheren Anteil „an der europäischen Antwort auf Tesla“.
VW will 49% an Europas Tesla-Antwort
Über die Tochter Porsche hat VW bereits 2008 einen Anteil von 10 Prozent an Rimac gekauft (das Startup soll viel Technologie zu dem Elektroauto Taycan beigetragen haben), 2019 wurde er auf 15,5 Prozent erhöht. Car schätzt den Wert von Rimac bei dieser jüngsten Finanzierung auf rund 550 Millionen Euro, also nicht einmal zwei Tausendstel der aktuellen Börsen-Kapitalisierung von Tesla. Die Marke Bugatti wiederum soll um 500 Millionen Euro wert sein, sodass VW oder Porsche damit Rimac ganz übernehmen könnten. Doch die Bewertungen bei Elektroauto-Herstellern sind seit Sommer 2019 stark gestiegen: Allein die von Tesla etwa hat sich mehr als verzehnfacht.
Das Ziel von VW sei, über Porsche 49 Prozent an Rimac zu bekommen, berichtet Car weiter – die restlichen 51 Prozent hält der Gründer Mate Rimac. Das VW-Management habe dem Deal schon zugestimmt, der Aufsichtsrat aber noch nicht. Sollte das Geschäft zustandekommen, hätte Volkswagen knapp die Hälfte an dem europäischen Unternehmen, das Tesla zumindest am nächsten kommt – und könnte mit einem Rimac-Bugatti anders als mit einem weiteren Verbrenner-Renner vielleicht sogar dem Tesla Roadster Paroli bieten.