Für Tesla-CEO Elon Musk ist die Sache ohnehin klar: Die Strom-Gewinnung aus Wasserstoff an Bord von Autos in einer komplexen Brennstoffzelle hat er wiederholt unsinnig genannt und dabei auch an Spott nicht gespart. So bezeichnete er Brennstoffzellen auf Englisch statt als „fuel cells“ als „fool cells“ (also Idioten-Zellen) und die Arbeit daran als vergebliche Liebesmüh. In einer Rede in Deutschland hat der Tesla-Chef sie 2013 sogar schlicht als „bullshit“, also völligen Blödsinn, bezeichnet.
BMW beharrt auf Wasserstoff-Zukunft
Diese Meinung von Musk ist seit vielen Jahren gefestigt, und Volkswagen als der größte deutsche Autokonzern hat sich ihr inzwischen angeschlossen. Dort gibt es nach Aussagen des Entwicklungschefs nur noch bei Audi kleinere Vorbereitungsforschung für Wasserstoff-Autos, ansonsten aber fokussiere man sich auf „batterieelektrische Autos für die Massen“.
BMW dagegen will zwar ebenfalls Elektroautos herausbringen, dabei aber anders als Tesla und auch VW auf Plattformen setzen, die verschiedene Antriebe aufnehmen können. Wasserstoff zählt zwar nicht dazu, aber trotzdem besteht das Unternehmen darauf, dass Brennstoffzellen auch in Pkw eine Zukunft haben: „Der Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb kann langfristig eine vierte Säule in unserem Antriebsportfolio werden“, wird in einer Pressemitteilung von Ende März der BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich zitiert.
Daimler wechselt auf Tesla-Seite
Damit stellte sich BMW anders als Volkswagen offen gegen die Einschätzung des Tesla-Chefs, während Daimler bislang irgendwo dazwischen angesiedelt zu sein schien. Von Mercedes gibt es, anders als von BMW, mit dem EQC bereits ein Elektroauto der neuen Generation. Ende 2018 kam allerdings auch der GLC Fuel Cell auf den Markt, wenn auch nur für ausgewählte Kunden.
Aber damit ist jetzt Schluss: Wie Daimlers Lastwagen-Chef Daum auf Nachfrage mitteilte, endet die Produktion des Brennstoffzellen-Autos in diesen Tagen, auch Wasserstoff-Nachfolger seien bei Autos derzeit nicht geplant. Denn in diesem Bereich seien das Gewicht so niedrig und die Entfernungen so gering, dass Batterien die bessere Lösung seien.
Tesla Semi könnte Zweifel beseitigen
BMW steht mit seinen Brennstoffzell-Plänen für Pkw unter den drei deutschen Autokonzernen jetzt also alleine da – und erweckt auch sonst den Eindruck, am wenigsten an reine Batterie-Autos zu glauben. Bei schweren Lastwagen dagegen setzt auch Daimler noch auf Wasserstoff, wie bei der Verkündung der Zusammenarbeit mit Volvo bekräftigt wurde. Doch auch das könnte sich ändern, wenn Tesla mit dem Semi seinen Sattelschlepper herausbringt: Bislang will Daimler-Vorstand Daum dessen Leistungsdaten nicht glauben, weil sie angeblich gegen Gesetze der Physik verstoßen. Aber möglicherweise wird Tesla-CEO Musk mit dem fertigen Produkt den nächsten Zweifler überzeugen.