Das Tesla Model 3 hat in Europa bald vier Jahre auf dem Buckel, blieb in dieser Zeit optisch praktisch unverändert und wurde in vergleichbaren Versionen merklich teurer – aber trotzdem ist es immer noch attraktiv genug, um in den deutschen Elektroauto-Charts ganz oben mitzumischen. In diesem November führte es sie mit 6811 Neuzulassungen überraschend sogar an, was im bisherigen Gesamtjahr für Platz 2 vor dem viel billigeren Fiat 500 Elektro reichte. Deutschland scheint also weiter kaum genug vom Model 3 zu bekommen – was wir als ausgiebige Fahrer von zweien davon nacheinander gut nachvollziehen können.
Model 3 als Einstieg in Elektroauto-Welt
Das Tesla Model 3 SR+ war unser Einstieg in die Elektroauto-Welt, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen – die 0,25-Prozent-Regel zur Besteuerung des Privatanteils und der neu eingeführte Umweltbonus von 6000 Euro lockten. Wir kauften ohne Probefahrt und wurden nicht enttäuscht. Unser Model 3 zeigte sich schon aus US-Produktion als überzeugendes Fahrzeug, auch wenn die Verarbeitung zu wünschen ließ. Ganz aktuell konnten wir ein neues Model 3 aus Shanghai begutachten und stellten fest, dass vieles besser geworden ist. Der Lack und auch die Spaltmaße sind auf einem anderem Qualitätsniveau als vor drei Jahren.
Die Platzverhältnisse im Model 3 als dem eigentlich kleinsten Tesla-Modell sind großzügig. Man bedenke: In den USA sind Kleinwagen quasi unbekannt. Das merkt man auch dem Model 3 an. Als großer Fahrer sitzt man bequem auf den recht einfachen Sitzen. Lange Strecken sind ohne Probleme zu bewältigen. Das Fahrverhalten ist in Ordnung. Man merkt, dass dieses Auto recht hart gefedert ist, muss aber nicht befürchten, mit Rückenbeschwerden auszusteigen. Wir hätten uns ein weicheres Fahrwerk gewünscht, konnten dem eher knackigen Charakter aber auch etwas abgewinnen.
Die Reichweite des Model 3, gerade in der Version Long Range (LR), die schon bald unseren Basis-Tesla ablöste, ist auch für größeren Reise-Bedarf tauglich. Im Reporter-Alltag mit Model 3 waren Strecken bis zu 380 Kilometer ohne Unterschied zu einem Verbrenner möglich. Bei noch größeren Distanzen braucht man anschließend ohnehin eine Pause, die sich ohne Komfort-Verlust an einer schnellen Lademöglichkeit einlegen lässt. Schliefen wir auswärts im Hotel, suchten wir eines mit Ladestation, um für maximale Reichweite über Nacht auf 100 Prozent zu laden. Tesla zeigt dann genau wie im Model Y einen Hinweis im Display an, dass regelmäßiges Laden auf 100 Prozent nachteilig sei, was uns bislang nicht abhielt.
Nur Tesla Model Y verkauft noch mehr
Generell erlebten wir mit dem Model 3 ein sparsames Fahrzeug, dass mit seinen erheblichen Kraft-Reserven schon ab der Basis-Version auf Wunsch zusätzlich Vergnügen bereitet. Die Beschleunigung liegt spätestens ab der LR-Version nah an „unfassbar“. Wenn man das Model 3 neu hat, probiert man das natürlich ständig aus, nach einer Weile aber nur noch, wenn jemand zum ersten Mal mitfährt oder auf der Nebenspur ein angeblicher Sportwagen startet.
Ansonsten verleitet der (relativ) kleine Tesla eher zum entspannten und damit effizienten Fahren, wofür Elektroautos letztlich ja auch gedacht sind. Wenn man das schafft, kann man gegenüber einem Verbrenner-Fahrzeug viel sparen. Wir jedenfalls mochten unsere Model 3 sehr und tauschten das zweite im Grunde nur, weil wir den größeren Kofferraum des Model Y wollten. Ein bisschen haben wir also selbst dazu beigetragen, dass der SUV-Bruder des Model 3 in diesem Jahr die Nummer 1 bei den Elektroauto-Verkäufen in Deutschland (und wahrscheinlich weltweit) wurde.