Wenn man bedenkt, dass Tesla in der Ukraine bislang weder eine Filiale noch einen Supercharger hat, existiert in dem Land eine bemerkenswert lebhafte Szene um das Unternehmen. So nahm eine Gruppe von lokalen Tesla-Fahrern schon Mitte 2019 ein Video auf, in dem sie Elon Musk um die Einrichtung von Superchargern bat – die sagte der CEO zu, hat sie bislang aber nicht umgesetzt. Offenbar ganz ohne seine Hilfe haben sich Hacker in dem Land jetzt zudem eine Tesla-Software besorgt, von der viele glaubten, dass es sie außerhalb der USA noch gar nicht gibt: die als FSD bezeichnete Beta-Version für das Autopilot-System.
Model 3 mit FSD-Beta in Kiev
Diese Information verbreitete am Wochenende fast nebenbei der IT-Experte @greentheonly, der selbst aus der Gegend stammt und jetzt in den USA arbeitet. Wer sich dafür interessiere, wie FSD ohne genaue Karten funktioniere, könne das jetzt in einem Video aus der Ukraine sehen, schrieb er. Wie die jungen Männer darin an die Beta-Software von Tesla gekommen sind, verriet er nicht – offizielle Wege dürften es nicht gewesen sein. Dabei soll es sich um die Version 8.2 handeln. Beta-Tester in den USA haben sie schon im März bekommen und fahren inzwischen mit FSD 9.2.
Das jetzt von dem YouTube-Kanal Doctor Elon veröffentlichte FSD-Video hat Ähnlichkeit mit den Beiträgen, die Tesla-Kunden als offizielle Tester in den USA regelmäßig veröffentlichen. Das Model 3 bekommt ein Ziel vorgegeben und soll dann durch den meist nächtlichen Verkehr von Kiev selbst seinen Weg dorthin lenken. Wie in den US-Videos klappt das teilweise gut, aber häufiger als von dort selbst bei 8.2 noch gewohnt, muss der Fahrer eingreifen.
Laut @greentheonly ist das hauptsächlich auf die Tatsache zurückzuführen, dass Tesla für die Ukraine noch nicht über detaillierte Karten verfügt. Europäische Verkehrsregeln und -zeichen dagegen soll das neue Autopilot-System schon kennen. Und er hatte eine weitere interessante Information in diesem Zusammenhang: Tesla sei auch in der EU schon dabei, seine Beta-Software für zukünftig autonomes Fahren zu testen und zu trainieren. Davon sei nur deshalb nichts bekannt, weil die hier tätigen Tester unterschrieben hätten, nichts darüber zu verraten.
Tesla soll parallel Europa testen
Die Hacker-Enthüllung dürfte eine gute Nachricht vor allem für diejenigen europäischen Kunden sein, die im Vertrauen auf eine baldige Umsetzung die Option für aktuell 7500 Euro gekauft haben, die Tesla in Deutschland als „volles Potenzial für autonomes Fahren“ bezeichnet (informell heißt sie meist ebenfalls nur FSD). Denn schon die Realisierung dieses Potenzials in den USA verzögert sich immer weiter. Ursprünglich sollte der Beta-Test schon im April auf alle interessierten Tesla-Fahrer dort erweitert werden, zuletzt kündigte CEO Musk das für September an. In anderen Ländern sollte das Beta-Programm erst anschließend beginnen. Aber damit meinte Musk offenbar nur den öffentlichen Teil davon, denn laut @greentheonly betreibt Tesla die FSD-Entwicklung für die USA und andere Regionen parallel.