Als er im April 2018 kurz nach dessen Start in den USA ein Tesla Model 3 unter die Lupe nahm, habe er sich beinahe übergeben müssen, erinnert Sandy Munro, langjähriger Industrie-Berater und inzwischen ein bekannter Experte für die Elektroautos aus Fremont, in einem neuen Video. Wie man so etwas überhaupt auf den Markt bringen können, fragte er sich damals, wie er in einer Rückblende zeigt. In der Zeit danach lernte er Tesla wegen der modernen Technik unter den teils schief sitzenden Blechen immer stärker zu schätzen. Das Model Y, von dem er im Frühjahr 2020 ebenfalls eines der erste Exemplare zerlegte, gefiel Munro auch qualitativ schon viel besser, und nach der Modellpflege im Oktober untersuchte er jetzt erneut ein Model 3. Dabei stellte er klare Fortschritte fest – aber weiter auch Schwächen, die ihn den Kopf schütteln lassen.
Tesla-Experte gespannt – und dann enttäuscht
Er sei wirklich gespannt, wie viel besser Tesla das Model 3 inzwischen gemacht habe, sagt Munro zu Beginn seiner ersten Untersuchung des weißen Refresh-Modells. Vorher hätten Kollegen es eine Woche lang fahren dürfen, jetzt sei er an der Reihe, es sich vorzunehmen, und er hoffe auf spektakuläre Entdeckungen.
Die erste ist allerdings eher unerfreulich und auf gewisse Weise typisch für Tesla: Munro steht rechts von dem Model 3, als es in seine Halle gefahren kommt, und ihm fällt sofort auf, dass die Beifahrertür schief eingebaut ist. Oben berührt sie fast das Blech vom Kotflügel, unten dagegen bleiben etwa 5 Millimeter Lücke. „Ich verstehe nicht, warum Tesla immer noch Produktionsprobleme hat“, sagt er wenig später dazu. So etwas sei einfach nicht akzeptabel und überhaupt nicht schwierig in den Griff zu bekommen. „Warum ist das immer noch nicht richtig?“, fragt der Auto-Experte ratlos.
Beim Rundgang um den fast nagelneuen Tesla mit den neuerdings schwarzen Türgriffen und Fensterleisten bleibt es zunächst so. Der Übergang von der hinteren Tür rechts zum Dachholm ist nicht eben, wie man sieht und Munro mit seinem daran gehaltenen Lineal belegt. Auch der Teil des rechten Rücklichtes, der in die Kofferraum-Klappe integriert ist, steht gegenüber dem Teil daneben einige Millimeter hervor.
Er habe gehofft, beim neuesten Tesla Model 3 ein brillantes Design zu sehen und nichts mehr daran auszusetzen zu haben, sagt Munro, sei aber wieder einmal enttäuscht worden. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass das Auto auf der linken Seite viel besser aussieht (es könnte sogar dazu beigetragen haben). Kotflügel und vordere Tür sind hier viel besser aufeinander abgestimmt, und auch das Rücklicht steht nur kaum merklich hervor.
Uneingeschränkt gut immerhin findet Munro die Lackierung seines Model 3. Die sei allem weit überlegen, was er bislang von Tesla gesehen habe, sagt er – die alte Leitung der Lackiererei dort sei wohl gefeuert worden. Tatsächlich gab es vor allem in jüngerer Vergangenheit reichlich Beschwerden über Lack-Mängel vor allem bei weißen Model 3 und auch Model Y, doch diese Zeit scheint zu Ende zu gehen. Und auch mit der Innen-Qualität scheint Munro jetzt zufrieden zu sein. Die neue Mittelkonsole im Model 3 sei stabiler als die alte, und insgesamt gebe es am Innenraum nichts auszusetzen: „Alles scheint jetzt so gut zu sein wie bei allen anderen.“
Auch Model 3 hinten mit großen Gussteil?
Für ein immer noch junges Unternehmen wie Tesla ist das wahrscheinlich ein Kompliment. Nachdem er sich an das frühe Model 3 erinnert hat, hält Munro fest, dass gegenüber diesem insgesamt eine „Giga-Verbesserung“ festzustellen sei. In der angekündigten nächsten Folge seiner Untersuchung könnte es so weitergehen: Dann werde er auch unter das sauber weiße Blech schauen, sagt Munro – und erwarte, dort ein „Giga-Gussteil“ wie beim Model Y vorzufinden. Bei diesem Elektroauto wurde der hintere Teil des Rahmens von Anfang an aus nur zwei großen Elementen zusammengesetzt statt wie beim Model 3 laut Munro aus mehr als 70 Stückchen. CEO Musk hat dazu in einem Podcast-Gespräch mit ihm gesagt, dass das noch eine Weile so bleiben müsse.