Nicht nur mit seinen reinen Elektroautos mit umfangreichen Digital-Funktionen hat Tesla Trends gesetzt, denen heute viele andere Hersteller nacheifern, sondern auch mit der Produktionstechnik dafür. Wohl als weltweit erster setzte Tesla weiterentwickelte Druckguss-Maschinen ein, die immer größere Elemente an einem Stück auswerfen. Und nachdem zunächst nur chinesische Konkurrenten folgten, hält die Technologie jetzt auch bei westlichen Herstellern Einzug.
Giga-Pressen für europäische Elektroautos
Tesla nutzt so genannte Giga-Pressen von Idra bereits in seinen Fabriken in China, den USA und Deutschland. Dort sparen sie viele Fertigungsschritte und damit andere Maschinen ein, indem sie große Elemente für den tragenden Rahmen am Stück produzieren. Bei seinem nächsten Elektroauto wird Tesla diesen Aluminium-Druckguss möglicherweise noch weiter ausreizen: Laut einem Bericht von Mitte September könnte sein gesamter Rahmen aus noch stärkeren Giga-Pressen kommen.
Die Maschinen für das Model Y haben eine Schließkraft von 6000 Tonnen, doch Idra und andere Hersteller bieten mittlerweile noch stärkere an. Eine mit 9000 Tonnen (s. Foto oben) ging laut CEO Elon Musk nach Texas für den Cybertruck von Tesla, und die chinesische Elektroauto-Marke Aito meldete in diesem April Druckguss mit der gleichen Kraft für ein neues SUV. Und wie Idra bei einer Konferenz in seiner Heimat Italien jetzt wissen ließ, steht auch ein europäischer Premium-Hersteller vor dem Kauf von zwei Giga-Pressen mit 9000 Tonnen.
Den Namen dieses neuen Kunden nannte das italienische Unternehmen nicht, wie die Agentur Reuters von der Veranstaltung in dieser Woche berichtete. Es soll der erste europäische sein. Eigentlich kommt dafür nur noch Mercedes in Frage, denn der Volkswagen-Konzern soll sich vorläufig gegen Giga-Pressen entschieden und BMW noch nie Interesse daran gezeigt haben, wie es in diesem Februar hieß. Die Marke mit dem Stern hatte bei der diesjährigen IAA ein besonders effizientes Elektroauto ab 2025 angekündigt. Giga-Guss wie bei Tesla würde dazu passen.
Tesla-Lieferant Idra mit neuen Kunden
Alternativ könnten VW oder BMW neu entschieden haben. Idra selbst geht davon aus, dass Giga-Pressen bis 2035 bei der großen Mehrheit neuer Elektroautos zum Einsatz kommen, also wäre das nur eine Frage der Zeit. Bereits bestellt hat nach Angaben von der Konferenz das US-Unternehmen Ford – eine Giga-Presse der 6000er-Klasse mit seinem Logo war vor Ort zu sehen. Den Namen eines weiteren Bestellers einer Maschine mit 9000 Tonnen Schließkraft wollte Idra laut Reuters ebenfalls nicht nennen, doch dabei soll es sich um Hyundai handeln.
Dass Tesla ein wichtiger Kunde ist, lässt Idra immer wieder durchblicken, darf es aber offenbar wegen Vereinbarungen zur Geheimhaltung – wie jetzt bei zweien der neuen Abnehmer – offiziell nicht sagen. Auf der Konferenz war laut Reuters aber zu hören, dass Tesla bislang 14 Giga-Pressen des italienischen Herstellers bekommen hat, davon zwei mit 9000 Tonnen für den Cybertruck. Die Gesamtzahl der Aufträge für solche Maschinen bezifferte Idra mit 25, von denen 21 schon geliefert seien.