Die grundsätzliche Absicht hatte Tesla-CEO Elon Musk lange vorher erklärt, und als die Entscheidung erst einmal gefallen war, ging es schnell. Mitte Februar teilte das Weiße Haus mit, dass Tesla zunächst 3500 seiner Supercharger-Säulen in den USA für die Benutzung mit Elektroautos anderer Marken freigeben würde. Dann dauerte es nur gut eine Woche, bis erste Umrüstungen dafür in den Bundesstaaten New York und Kalifornien beobachtet wurden. Und seit diesem Mittwoch können diese Supercharger tatsächlich mit verschiedensten Elektroautos genutzt werden, wie Tesla mitteilte und mehrere Tests gleich zeigten.
Supercharger-Premiere mit Chevrolet Bolt
Begonnen hatte Tesla mit der Supercharger-Öffnung Ende 2021 in den Niederlanden und dann weiteren Ländern Europas einschließlich Deutschland. Schon im Vorfeld erklärte CEO Musk, dass das weltweit geplant sei, und in diesem Januar gab es erste Hinweise darauf, wie Tesla das Problem lösen würde, dass seine Ladesäulen in den USA anders als in Europa weiter ein proprietäres Stecker-Format haben: Ein in die Kabel-Halterung am Supercharger integriertes „magic dock“ enthält einen Adapter, der nur bei Aktivierung für eine Fremdladung mit freigegeben wird und ansonsten als Aufnahme für den Tesla-Stecker dient.
Weitere auf diese Weise umgerüstete Säulen wurden am Wochenende in New York und Kalifornien entdeckt. Mit Tesla konnte man dort wie gewohnt laden, mit anderen Marken aber noch nicht. Dafür fehlte die Anzeige der für fremde Elektroautos nutzbaren Supercharger-Stationen in der App, über die sie dafür freigeschaltet werden müssen. In der Nacht auf den deutschen Mittwoch aber meldete Tesla auf Twitter, dass es jetzt so weit sei, und kurz darauf gab es die ersten erfolgreichen Tests.
Die Weltpremiere für das Laden eines fremden Elektroautos an einem US-Supercharger von Tesla nahm am Dienstagabend nach US-Zeit der Blog Electrek für sich in Anspruch. Er versuchte es mit einem Chevrolet Bolt in der Stadt Brewster im Bundesstaat New York. Für hohe Ladeleistungen war der Versuch nicht geeignet, denn er begann bei etwa 80 Prozent Akku-Stand in dem GM-Elektroauto, das ohnehin nicht sehr schnell lädt. Electrek kam am Supercharger nur auf etwa 24 Kilowatt. Wie der Autor außerdem feststellte, musste er trotz reichlich verbleibendem Referral-Guthaben für das Fremdladen bezahlen.
Verschiedene Elektroautos laden bei Tesla
Wie in Europa nimmt Tesla dafür etwas höhere Preise, die man mit einer monatlichen Mitgliedschaft für 12,99 Dollar (in Deutschland 12,99 Euro) auf das Niveau für die eigene Marke drücken kann. Electrek hatte noch keine und bezahlte 0,49 Cent pro Kilowattstunde. Ansonsten funktionierte das Aufladen des Chevrolet Bolt wie beschrieben. Nach dem Freischalten der Supercharger-Säule in der App war ein Klicken zu hören, das erkennen ließ, dass Tesla-Stecker und CCS-Adapter im Magic Dock mechanisch verbunden wurden. Anschließend ließ sich beides zusammen herausnehmen und in die CCS-Buchse des Elektroautos stecken.
Auch ein aus Europa schon bekanntes Problem zeigte sich in der US-Praxis gleich: Der Bolt hat seine Ladebuchse vorne links statt hinten wie bei Tesla, weshalb er am Supercharger so stehen musste, dass er im Prinzip zusätzlich den Ladeplatz links neben sich zumindest für ein Elektroauto der Betreiber-Marke nicht nutzbar machte. An der Station war jedoch nicht viel Betrieb, also störte das vorerst niemanden. Erfolgreiche Supercharger-Tests mit fremden Fahrzeugen wurden ab dem späten Dienstagabend auch unter anderem mit einem Ford F-150 Lightning (s. Foto oben) und einem Rivian R1T gemeldet.