Als Tesla vor fünf Jahren zum ersten Mal 5000 Model 3 (s. Foto) in einer Woche produzierte und die Nachrichten-Agentur Bloomberg zu diesem Anlass etwa 7000 Käufer dieses Elektroautos befragte, war das Urteil einhellig: Tesla hatte einen Verbrenner-Killer geschaffen, und CEO Elon Musk hatte es möglich gemacht. Inzwischen ist das Unternehmen der wertvollste Auto-Hersteller der Welt und Musk eckt als neuer Twitter-Besitzer immer wieder an, und Bloomberg hat die meisten der frühen Kunden erneut befragt.
Ansehen von Musk und Tesla verschlechtert
Wie die Agentur vergangene Woche berichtete, gibt es erneut ein Ergebnis, das herausstach: Bei keiner Frage sei die Veränderung gegenüber 2018 so ausgeprägt gewesen wie bei der nach der Meinung über Tesla-Chef Musk. Vor fünf Jahren hatte sich auf einer Skala von 1-5 noch ein Wert von 4,4 für positive Beurteilungen ergeben, und jetzt sank er auf 2,97. Das änderte allerdings nichts daran, dass die allermeisten der rund 5000 teilnehmenden Besitzer eines Model 3 das Elektroauto als erfreulich zu fahren bewerten – und 75 Prozent wieder einen Tesla kaufen wollen.
Die persönliche Marke des CEO hat unter den frühen Kunden deutlichen Schaden genommen. Nur eine kleine Minderheit gab an, dass jüngste öffentliche Äußerungen von Musk ihre eigene Meinung über ihn verbessert habe, die klare Mehrheit wählte „verschlechtert“. Seine Beschäftigung mit Twitter wurde ebenfalls überwiegend negativ gesehen, und die meisten Teilnehmenden fanden, dass sie ihn von seinen Aufgaben bei Tesla ablenkt. Auch der Ruf des Unternehmens hat nach ihrer Einschätzung darunter gelitten.
Bei der geschäftlichen Seite sieht es aber nicht unbedingt danach aus. So sagten trotz aller Twitter-Kritik immer noch die meisten Befragten, sie würden darauf vertrauen, dass Musk die richtigen Entscheidungen für seine Unternehmen trifft. Ungefähr die gleiche Mehrheit (3,52 Punkte) schloss sich der Aussage an, dass er derzeit die richtige Person an der Spitze von Tesla sei. Und während nur eine Minderheit fand, dass aktuelle Aussagen des CEO ihren persönlichen Werten entsprechen, gab es bei der Frage, ob er als Unternehmenslenker ein Vorbild ist, ein Unentschieden.
Mehrheit bleibt Elektroauto und Marke treu
Auf die Bewertung ihres eigenen Tesla hat sich die kritischere Haltung gegenüber dem CEO jedoch wenig ausgewirkt. Fast alle Befragten sagten wie schon 2018, das Model 3 zu fahren, sei ein Vergnügen. Von denjenigen, die in den nächsten zwei Jahren einen Neukauf planen, wollten 96 Prozent wieder ein Elektroauto – und 75 Prozent zogen aktiv einen weiteren Tesla in Erwägung. Die meisten davon wiederum wollten einen Cybertruck, also ein Fahrzeug vom selben Hersteller, aber in einer ganz anderen Größenklasse.
Bei der Bewertung von CEO Musk ist zudem zu beachten, dass sie zweigeteilt ist. Trump-Wähler, die unter den frühen Tesla-Kunden eine Minderheit ausmachen, sehen ihn mit durchschnittlich 4,44 Punkten jetzt weit überwiegend positiv; für das Sinken des Gesamtwerts waren die Biden-Wähler verantwortlich, bei denen der Durchschnitt auf 2,59 sank. Dass Musk-Äußerungen seit der Twitter-Übernahme Demokraten vergrätzten und Republikaner erfreuten, hatten schon frühere Umfragen gezeigt. Ein Marktforscher vermutete vor kurzem, der Tesla-Chef werbe damit gezielt um eine noch wenig erschlossene Kunden-Gruppe.