Die Elektroautos von Tesla sind in Deutschland unübersehbar beliebt. Im vergangenen Jahr erhöhte sich die Zahl ihrer Neuzulassungen gegenüber 2020 um mehr als 100 Prozent, und in diesem Februar schaffte es das Model 3 schon in die deutsche Top-3 aller am häufigsten verkauften Autos. Anders als bei anderen Herstellern scheint das zudem mit einem relativ geringen Anteil von Kunden zu gelingen, die ihr Auto vom Arbeitgeber gestellt bekommen. Denn schon im vergangenen März erklärte der Flotten-Chef des Software-Konzerns, Fahrzeuge von Tesla kämen bei SAP nicht in Frage. Und jetzt hat ein ganzer Verband von Unternehmen mit Fuhrpark beklagt, Tesla fehle es an Verständnis für deren Anforderungen.
„Viele Unternehmen sperren Tesla komplett“
Im Bundesverband Fuhrparkmanagement (BVF) sind nach dessen Angaben etwa 500 Unternehmen mit Flotten von 5 bis 30.000 Fahrzeugen zusammengeschlossen – SAP gehört ebenfalls dazu. Am Montag veröffentlichte er eine Pressemitteilung mit dem deutlichen Titel „Fuhrparkverband kritisiert Tesla – Setzen, Fünf“. Sein „reduziertes Vertriebs- und Service-Netz“ möge für den Hersteller wirtschaftlich sein, wird der BVF-Geschäftsführer zitiert. Doch bei der Gewinnung und Betreuung von Flottenkunden funktioniere das schlecht.
Unzufriedenheit mit Tesla entstehe bei professionellen Auto-Käufern vor allem durch den Kunden-Service und durch Probleme bei der Einhaltung von Vorschriften zur Unfall-Verhütung, erklärt der Verband weiter. Benötigt würden „vernünftige Kommunikation, feste Ansprechpartner und eine hohe Servicequalität“. Vor allem die ersten beiden Punkte werden auch von privaten Kunden immer wieder bemängelt. So entschuldigte sich Tesla im vergangenen August in den USA für lange Wartezeiten auf neue Model S und kommentarlose Termin-Verschiebungen. Eine Erklärung für das Durcheinander über Monate bekamen sie aber nicht.
Private Käufer nehmen solche Probleme meist zähneknirschend in Kauf und freuen sich, wenn sie ihr Elektroauto endlich haben. Bei Profis aber ist Tesla damit offenbar an der falschen Adresse. „Die Abwicklung ist für Unternehmen eine Katastrophe“, sei von Mitgliedern zu hören, erklärte der deutsche Flotten-Verband. Mehr und mehr Firmenkunden würden die Beschaffung von Tesla-Fahrzeugen komplett sperren. Der konkrete Grund sei hier, dass damit Vorschriften zur Unfall-Verhütung nicht eingehalten werden könnten, weil es an Ösen zur Ladungssicherung im Kofferraum fehle. Manche Fuhrpark-Betreiber würden improvisieren, indem sie das Umklappen der Rückbank für Transporte verbieten. Das könne laut dem BFV-Präsidenten „ja aber nicht Sinn der Sache sein“.
Große Auto-Käufer wollen verzahnten Ablauf
Allgemein klagt der Verband, dass es Tesla an Verständnis für die Anforderungen von gewerblichen Flotten fehle. Fuhrparks würden einen eng verzahnten Ablauf zwischen Hersteller oder Händler und den nutzenden Unternehmen erfordern. Bei Tesla sei das aber „dank mangelndem Service“ nicht gewährleistet. Dabei solle die Signalwirkung von Flotten auf den Gesamtmarkt nicht unterschätzt werden, mahnt der BVF: Die Auto-Entscheidungen von Unternehmen hätten große Sichtbarkeit auch für private Kunden und könnten diese beeinflussen. Noch scheint es Tesla allerdings schlicht für nicht nötig zu halten, auf die besonderen Wünsche und Anforderungen von Flotten-Managern einzugehen. So erklärte CEO Elon Musk im Oktober 2021 zu einer Milliarden-Bestellung durch den US-Vermieter Hertz, dieser bezahle für die 100.000 Model 3 denselben Preis wie alle anderen Kunden.