Tesla öffnet sich weltweit. Vergangene Woche, ein Jahr nach der Genehmigung für den Bau, bekam eine Reporterin der Märkischen Oderzeitung einen (einstweilen allerdings „exklusiven“) Einblick in die deutsche Gigafactory bei Berlin, in der mittlerweile zudem offenbar regelmäßig Führungen (einstweilen nur für Mitglieder von Tesla-Clubs) angeboten werden. In China durfte ein Reporterin des Staatsfernsehen die dortige Tesla-Fabrik Ende Februar für ein internationales Publikum besuchen. Und beim Anleger-Tag vergangene Woche gab der neue Chef für alle Gigafactorys neben den öffentlichen wohl noch weitere Einblicke in die weltweiten Produktionspläne.
Tesla China mit bester Performance
Dem Bericht der MOZ-Reporterin war am vergangenen Freitag zu entnehmen, dass Tesla in Grünheide mittlerweile mehr als 10.000 Personen beschäftigt, 3000 davon seit Jahresanfang neu und seit Januar auch in einer zunehmend komplett besetzten dritten Schicht. Von den acht vorgesehenen Giga-Pressen für große Gussteile sollen drei schon laufen und die vierte im Aufbau sein. Dass inzwischen 4000 Model Y pro Woche erreicht sind, gab Tesla Ende Februar selbst bekannt, neuere oder weitere Zahlen wurden bei dem Besuch nicht verraten.
Ähnlich ließ sich eine Reporterin von Xinhua in China durch die dortige Gigafactory führen, wie man in einem Ende Februar veröffentlichten Video sehen kann; Youtube weist darauf hin, dass der Kanal, auf dem es erschien, von der Regierung finanziert wird. Zu erfahren ist darin, dass die Gigafactory in Shanghai sozusagen sowohl der Stolz von Tesla als auch von China ist: Laut einem der befragten Manager ist die chinesische Produktionslinie für das Model Y die schnellste der Welt, und die Reporterin erwähnt mehrmals, dass viele davon unter anderem nach Europa exportiert werden.
Innerhalb von Tesla sei unumstritten, dass die Fabrik in China derzeit die beste Performance liefere, sagt der Manager weiter. Auch CEO Elon Musk hat die lokale Gigafactory und ihr Team in der Vergangenheit mehrfach gelobt. Offenbar auch wegen des gelungenen Produktionshochlaufs dort ist der frühere Asien-Pazifik-Chef Tom Zhu jetzt weltweit für Tesla-Produktion, Verkauf und Service zuständig, wie er beim Anleger-Tag bestätigte. Dort berichtete Zhu außerdem, dass das Stammwerk Fremont soeben einen neuen Tagesrekord erreicht habe. Und im Gespräch mit einem Aktionär soll er noch viel mehr verraten haben.
Gigafactory-Chef plaudert bei Anleger-Tag
Offenbar ging dem weltweiten Gigafactory-Chef seine Offenheit anschließend selbst etwas zu weit, denn eine der Nachrichten in einem Twitter-Thread, den @MatthewDR am Freitag veröffentlichte, war am Montag wieder verschwunden. Darin ging es um die Zykluszeit in den Fabriken weltweit, und sie bestätigte, dass die in China allen anderen weit voraus ist. Demnach strebt Tesla 45 Sekunden Verweildauer pro Station in der Produktion an. In China sollen aber sogar 37 Sekunden erreicht sein, in der deutschen Gigafactory 55 Sekunden und in Texas 75 Sekunden. Das könnte erklären, warum für Grünheide schon 4000 Model Y in einer Woche gemeldet wurden und für Texas noch nicht.
https://twitter.com/MatthewDR/status/1631708001487962112
Auch die am Montag noch nachlesbaren Auskünfte von Zhu waren interessant. So bestätigte er nach den Angaben, dass das Tesla-Elektroauto der nächsten Generation zunächst in der neuen Gigafactory in Mexiko gebaut werden soll – und zwar schon in 18-24 Monaten. Das deckt sich ungefähr mit der Aussage des Gouverneurs des Bundesstaates Nuevo Leon, laut der Tesla in seinem Land noch schneller fertig sein will als in China. Dort hatte es vom Bau- bis zum Produktionsstart weniger als ein Jahr gedauert, wie der Manager in dem Xinhua-Video erwähnte.
Model Y in neuen Farben nur aus Grünheide
Eine weitere Neuigkeit ist, dass Tesla parallel zu der in Mexiko eine weitere neue Gigafactory bauen will. Nähere Angaben dazu machte Zhu zumindest nach den Nachrichten von @MatthewDR offenbar nicht. Aber es klingt grundsätzlich plausibel, denn bei dem Anleger-Tag bekräftigte Tesla sein Ziel, eine Produktion von 20 Millionen Elektroautos pro Jahr zu erreichen. Außerdem gab es noch eine schlechte Nachricht für US-Kunden – jedenfalls solche, denen die neuen Farben Midnight Cherry und Quicksilver für das Model Y aus der deutschen Tesla-Fabrik gefallen: Die Anlagen in Texas sollen zu diesen Lackierungen nicht in der Lage sein, und es gebe auch keine Pläne, das zu ändern.